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Три товарища / Drei Kameraden
Три товарища / Drei Kameraden
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Три товарища / Drei Kameraden

»Gibst du mir fünfzig Mark Vorschuß?« fragte ich.

»Hundert. Hast‘s verdient.«

»Kinder, wir machen Schluß für heute!« schlug Köster vor. »Genug für einen Tag verdient! Wollen mit Karl‚ rausfahren und zum Rennen trainieren.«

»Jupp«, sagte Otto lachend, »du kommst mit!«

Wir fuhren zunächst zur Bank und gaben den Scheck ab. Lenz ruhte nicht, bis er wußte, daß er in Ordnung war. Dann hauten wir ab, daß die Funken aus dem Auspuff stoben.

8

Ich stand meiner Wirtin gegenüber.

»Wo brennt‘s?« fragte Frau Zalewski.

»Nirgendwo«, erwiderte ich. »Ich will nur meine Miete bezahlen.«

Es war noch drei Tage zu früh, und Frau Zalewski fiel vor Erstaunen fast um.

»Kann ich heute abend mal die beiden Brokatsessel aus Ihrem Salon haben?«

»Gefällt Ihnen Ihr Zimmer nicht mehr?«

»Doch. Aber Ihre Brokatsessel gefallen mir besser.«

Ich erklärte ihr, daß ich vielleicht Besuch von einer Kusine bekäme und dazu das Zimmer gern etwas hübscher haben möchte. Sie lachte.

»Kusine, und wann kommt die Kusine?«

»Es ist noch gar nicht sicher«, sagte ich, »aber wenn sie kommt, natürlich früh, frühabends, zum Essen«.

»Die Brokatsessel können Sie haben. Stellen Sie die roten Plüsch solange in den Salon.«

»Danke schön. Morgen bringe ich alles zurück. Den Teppich auch.«

»Teppich?« Sie drehte sich um. »Wer hat denn hier ein Wort vom Teppich gesagt?«

»Ich. Und Sie auch, eben gerade.Der gehört doch dazu«, sagte ich. »Die Sessel stehen doch drauf.«

Ich war dabei, meine Bude auszuschmücken. Nachmittags hatte ich mit Patrice Hollmann telefoniert. Sie war krank gewesen, und ich hatte sie fast eine Woche nicht mehr gesehen. Jetzt waren wir um acht Uhr verabredet, und ich hatte ihr vorgeschlagen, bei mir zu essen und nachher in ein Kino zu gehen. Die Brokatsessel und der Teppich wirkten pompös; aber die Beleuchtung dazu war schrecklich. Ich klopfte deshalb nebenan bei der Familie Hasse, um mir eine Tischlampe auszuleihen. Frau Hasse saß müde am Fenster. Ihr Mann war noch nicht da. Er arbeitete jeden Tag freiwillig ein bis zwei Stunden länger, um nur ja nicht entlassen zu werden.

Sie holte mir die Lampe. Dann ging ich zu Erna Bönig, um mir ihr Grammophon zu holen. Erna kniete vor ihrem Koffer nieder und suchte mir eine Anzahl Platten heraus.

»Wollen Sie Foxtrotts?« fragte sie.

»Nein«, erwiderte ich. »Ich kann nicht tanzen.«

Sie sah erstaunt auf. »Sie können nicht tanzen? Ja, was machen Sie dann, wenn Sie ausgehen? Ein Mann, der nicht tanzen kann, wäre bei mir abgemeldet.«

»Aber es gibt ja auch noch andere Platten. Sie spielten da neulich eine sehr schöne – es war eine Frauenstimme mit so einer Art Hawaiimusik…«

»Ah, die ist fabelhaft. ›Wie hab‘ ich nur leben können ohne dich…‹, nicht wahr?«

»Richtig!«

Ich packte aus, was ich zum Abendbrot eingekauft hatte, und machte alles zurecht, so gut ich konnte. Aus der Küche war keine Hilfe für mich zu erwarten. Aber es ging auch so, und bald kannte ich meine alte Bude nicht wieder in ihrem neuen Glanz. Die Sessel, die Lampe, der gedeckte Tisch – ich spürte, wie eine unruhige Erwartung sich in mir sammelte. Ich brach auf, obschon ich noch über eine Stunde Zeit hatte. Draußen wehte der Wind. Die Laternen brannten schon.

Die Haustür klappte.

»Hallo«, sagte Patrice Hollmann, »so tief in Gedanken?«

»Nein, gar nicht! Aber wie geht es Ihnen? Sind Sie wieder gesund? Was haben Sie denn gehabt?«

»Ach, nichts Besonderes. Erkältet und ein bißchen Fieber.«

Sie sah gar nicht krank und angegriffen aus, Im Gegenteil, – ihre Augen waren mir noch nie so groß und strahlend erschienen, ihr Gesicht war ein wenig gerötet.

»Sie sehen prachtvoll aus«, sagte ich. »Ganz gesund! Wir können eine Menge unternehmen.«

»Das wäre schön«, erwiderte sie. »Aber heute geht es nicht. Ich kann heute nicht.«

Ich starrte sie verständnislos an. »Sie können nicht?«

Sie schüttelte den Kopf. »Leider nicht.« Ich begriff immer noch nicht. Ich glaubte, sie hätte sich das mit meiner Bude anders überlegt und wollte nur nicht bei mir essen.

»Ich habe schon bei Ihnen angerufen«, sagte sie, »damit Sie nicht vergebens kämen. Aber Sie waren schon weggegangen.«

Jetzt verstand ich endlich. »Sie können wirklich nicht? Den ganzen Abend nicht?« fragte ich.

»Heute nicht. Ich muß irgendwohin. Leider habe ich es auch erst vor einer halben Stunde erfahren.«

»Können Sie das denn nicht verschieben?«

»Nein, das geht nicht.« Sie lächelte. »Es ist so etwas wie eine geschäftliche Sache.«

Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Mit allem hatte ich gerechnet, nur damit nicht. Ich glaubte ihr kein Wort. Geschäftliche Sache – sie sah nicht nach geschäftlichen Sachen aus! Wahrscheinlich war es nur eine Ausrede. Sicher sogar. Was konnte man abends schon für geschäftliche Besprechungen haben? So was machte man vormittags! Und man erfuhr es auch nicht erst eine halbe Stunde vorher. Sie wollte einfach nicht, das war alles. Ich war auf eine kindische Weise enttäuscht. Jetzt spürte ich erst, wie sehr ich mich auf den Abend gefreut hatte. Ich ärgerte mich darüber, daß ich so enttäuscht war, und ich wollte nicht, daß sie es merkte.

»Also schön«, sagte ich, »dann ist nichts zu machen. Auf Wiedersehen.«

Sie sah mich forschend an.

»So eilig ist es nicht. Ich bin erst um neun verabredet. Wir können noch etwas Spazierengehen. Ich war die ganze Woche nicht draußen.«

»Gut«, sagte ich.

Ich fühlte mich plötzlich müde und leer. Wir gingen die Straße entlang. Der Abend war klargeworden, und die Sterne standen zwischen den Dächern. Patrice Hollmann blieb stehen.

»Wie schön das ist, wenn man so lange im Zimmer gewesen ist! Zu schade, daß ich fort muß! Dieser Binding – immer eilig und im letzten Moment –, er hätte wirklich die Sache auf morgen verlegen können!«