banner banner banner
Триумфальная арка / Arc de Triomphe
Триумфальная арка / Arc de Triomphe
Оценить:
 Рейтинг: 0

Триумфальная арка / Arc de Triomphe

«Nein.»

Ravic zahlte und stand auf, um sich zu verabschieden. Im gleichen Augenblick stand die Frau auch auf. Sie tat es schweigend und selbstverständlich. Ravic sah sie an. Gut, dachte er, ich kann es auch draußen tun. Es hatte angefangen zu regnen. Ravic blieb vor der Tür stehen.

«Wo wohnen Sie denn?»

Die Frau machte eine schnelle Bewegung. «Dahin kann ich nicht! Nein! Das kann ich nicht! Nicht dahin!» Ihre Augen waren plötzlich voll von Angst.

«Kennen Sie nicht irgend jemand, zu dem Sie gehen können? Eine Bekannte? Sie können in der Kneipe telefonieren.»

«Nein. Niemand.»

«Aber Sie müssen doch irgendwohin. Haben Sie kein Geld für ein Zimmer?»

«Doch.»

«Dann gehen Sie in ein Hotel. Es gibt hier überall welche in den Seitenstraßen.» Die Frau antwortete nicht.

«Irgendwohin müssen Sie doch», sagte Ravic ungeduldig. «Sie können doch nicht im Regen auf der Straße bleiben.»

«Sie haben recht», sagte sie.

«Sie haben ganz recht. Danke für alles.»

Sie sah Ravic an und versuchte ein Lächeln. Dann ging sie fort durch den Regen.Ravic stand einen Augenblick still. Er dachte, daß er die Frau nicht allein lassen muss. Er folgte ihr. «Kommen Sie mit», sagte er unfreundlich. Sie gingen zusammen. Er ging rschnell. Er war zu müde, um zu denken. Sie folgte ihm schweigend. Obwohl er nichts von ihr wußte, fühlte er, dass sie ihm nah ist.

Ravic wohnte in einem kleinen Hotel in einer Seitenstraße der Avenue Wagram, hinter der Place des Ternes. Es war ein ziemlich baufälliger Kasten, an dem nur eines neu war: das Schild über dem Eingang mit der Inschrift : «Hotel International.» Er klingelte.

«Habt ihr noch ein Zimmer frei?» fragte er den Jungen, der ihm öffnete. Der Junge sah ihn verschlafen an.

«Der Concierge ist nicht da», sagte er dabei verstand er nicht, wozu er noch ein zweites Zimmer wollte.Ravic gab dem Jungen ein Trinkgeld und nahm seinen Schlüssel.

«Sie können bei mir bleiben», sagte er.

«Nur einen Augenblick …»

«Sie können hier schlafen. Das ist das einfachste.»

Die Frau schien ihn nicht zu hören. Sie bewegte langsam, fast automatisch den Kopf.

«Sie hätten mich auf der Straße lassen sollen. Jetzt … ich glaube, ich kann jetzt nicht mehr.»

«Das glaube ich auch. Sie können hier bleiben und schlafen. Das ist das beste. Morgen werden wir dann weitersehen.» Die Frau sah ihn an.

«Ich will Sie nicht …»

«Mein Gott», sagte Ravic.

«Sie stören mich wirklich nicht. Es ist nicht das erstemal, daß jemand hier über Nacht bleibt, weil er nicht weiß, wohin. Das ist hier ein Hotel. Da kommt so etwas fast jeden Tag vor. Sie können das Bett nehmen. Ich werde auf dem Sofa schlafen. Ich bin das gewohnt.»

Ravic nahm er eine Decke und ein Kissen von seinem Bett und schob einen Stuhl neben das Sofa. Er holte einen Bademantel und hängte ihn über den Stuhl.

«So», sagte er, «das kann ich Ihnen geben. Wenn Sie wollen, können Sie auch einen Pyjama haben. Ich werde mich nun nicht mehr um Sie kümmern. Sie können das Badezimmer jetzt haben. Ich habe hier noch zu tun.»

Die Frau schüttelte den Kopf. Ravic legte das Kissen in die Ecke des Sofas. «Das ist für den Kopf. Der Stuhl hier, damit Sie nicht fallen, wenn Sie schlafen.»

Er schob ihn gegen das Sofa. Er half ihr naβe Schuhe auszuziehen und zog ihr wollene Strümpfe über.

«Danke», sagte die Frau.

«Danke.»

Ravic ging ins Badezimmer.Er betrachtete sich im Spiegel. Prüfende Augen, ein schmales Gesicht, todmüde. Das Telefon klingelte. «Verdammt!» Er hatte eine Sekunde alles vergessen gehabt.

«Ich komme», rief er. Er hob den Hörer ab. «Was? Ja. Gut … ja … natürlich, ja … es wird gehen … ja. Wo? Gut, ich komme sofort. Heißen Kaff ee, starken Kaff ee … ja …»

Er legte den Hörer zurück und blieb ein paar Sekunden nachdenklich auf demSofa sitzen. «Ich muß fort», sagte er dann. «Eilig.

«Sie können hierbleiben. Schlafen Sie. Ich muß weg für ein, zwei Stunden; ich weiß nicht, wie lange. Bleiben Sie nur hier. Die Frau würde nicht stehlen. Sie war nicht der Typ. Es war auch nicht viel da zu stehlen.

Er war schon an der Tür, als die Frau fragte: «Kann ich mitgehen?»

«Nein, unmöglich. Bleiben Sie hier. Nehmen Sie, was Sie noch brauchen. Das Bett auch, wenn Sie wollen. Kognak steht drüben. Schlafen Sie …»

Er wandte sich um.

«Lassen Sie das Licht brennen», sagte die Frau plötzlich und schnell.

«Angst?» fragte er.

Sie nickte.

«Ich wollte es sowieso nicht auslöschen. Lassen Sie es nur brennen. Ich kenne das. Habe auch mal solche Zeiten gehabt.»

An der Ecke der Rue des Acacias kam ihm ein Taxi entgegen.

«Fahren Sie vierzehn Rue Lauriston.»

2

Der kleine Operationsraum war taghell erleuchtet. Er sah aus wie eine hygienische Metzgerei. Eimer mit blutgetränkter Watte standen herum, Verbände und Tupfer lagen auf dem Fußboden. Veber saß im Vorraum an einem lackierten Stahltisch und machte Notizen; eine Schwester kochte die Instrumente aus. Nur der Körper auf dem Tisch lag ganz für sich selbst da – ihn ging das alles nichts mehr an.

Ravic ließ die flüssige Seife über seine Hände rinnen und begann sich zu waschen. Er trocknete sich die Hände ab und zündete sich eine Zigarette an. Die Schwester öffnete ein Fenster. – «Bravo, Eugenie», lobte Veber. «Immer nach der Vorschrift.»

«Ich habe Pflichten im Leben. Ich möchte nicht gern in die Luft fliegen.»

«Das ist schön, Eugenie. Und beruhigend.»

«Manche haben eben keine. Und wollen keine haben.»