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Триумфальная арка / Arc de Triomphe
Триумфальная арка / Arc de Triomphe
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Триумфальная арка / Arc de Triomphe

«Das geht auf Sie, Ravic!» Veber lachte. «Besser, wir verschwinden. Eugenie ist morgens sehr aggressiv. Hier ist sowieso nichts mehr zu tun.»

Ravic sah sich um. Er sah die Schwester mit den Pflichten an. Sie war ein Mensch wie er, aber sie war ihm fremder als ein Baum. «Entschuldigen Sie», sagte er. «Sie haben recht.» Auf dem weißen Tisch lag das, was vor ein paar Stunden noch Leben gewesen war. Jetzt war es nur noch ein toter Körper – und der menschliche Automat, Schwester Eugenie genannt, der stolz darauf war, nie einen Fehler zu machen, deckte es zu.

«Auf Wiedersehen, Eugenie», sagte Veber. «Schlafen Sie sich aus heute.»

«Auf Wiedersehen, Doktor Veber. Danke, Herr Doktor.» «Auf Wiedersehen», sagte Ravic. – «Entschuldigen Sie mein Fluchen.»

«Guten Morgen», erwiderte Eugenie.

Es war grauer Morgen draußen. Die Müllabfuhrwagen fuhren durch die Straßen. Veber schlug seinen Kragen hoch. «Soll ich Sie mitnehmen, Ravic?»

«Nein, danke. Ich will gehen.»

«Bei dem Wetter? Ich kann Sie vorbeifahren.»

Ravic schüttelte den Kopf. «Danke, Veber.»

Veber sah ihn prüfend an. «Sonderbar, daß Sie sich immer noch aufregen, wenn Ihnen jemand unter dem Messer bleibt[1 -

]. Sie arbeiten doch schon seit fünfzehn Jahren und kennen das.»

«Ja, ich kenne das. Ich rege mich auch nicht auf.»

Wie konnte man ihm etwas erklären und was war daran zu erklären? Ravic zündete sich eine neue Zigarette an. «Einundzwanzig Jahre war sie alt», sagte er.

«Sie haben großartig gearbeitet. Ich könnte das nicht. Daß Sie nicht retten konnten, was ein Dilettant gemacht hat, das ist etwas, was Sie nichts angeht. Wo kämen wir hin, wenn wir anders dächten?»

«Ja», sagte Ravic. «Wo kämen wir hin?»

«Nach allem, was Sie mitgemacht haben, müßten Sie doch verdammt abgehärtet sein.»

Ravic sah ihn mit einer Spur von Ironie an. «Abgehärtet ist man nie. Man kann sich nur an vieles gewöhnen.»

«Das meine ich.»

«Ja, und an manches nie.»

Veber stieg in seinen Wagen. Er startete und beugte sich aus dem Fenster. «Soll ich Sie nicht doch rasch absetzen? Sie müssen sehr müde sein.»

Wie ein Seehund, dachte Ravic abwesend. Er gleicht einem gesunden Seehund. Aber was soll das schon? Wozu fällt mir das ein? Wozu immer dieses Doppeldenken? «Ich bin nicht müde», sagte er. «Der Kaffee hat mich aufgeweckt. Schlafen Sie gut, Veber.»

Veber lachte. Seine Zähne blitzten unter dem schwarzen Schnurrbart. «Ich gehe nicht mehr schlafen. Ich gehe in meinen Garten arbeiten. Tulpen und Narzissen setzen.»

«Auf Wiedersehen, Veber», sagte er. «Ich rufe Sie abends noch an. Das Honorar wird niedrig sein, leider. Kaum nennenswert. Das Mädchen war arm und hatte anscheinend keine Verwandten. Wir werden das noch sehen.»

Ravic machte eine abwehrende Bewegung. «Hundert Frank hat sie Eugenie übergeben. Scheint alles zu sein, was sie hatte. Das waren fünfundzwanzig für Sie.»

Draußen hielt er ein Taxi an. «Fahren Sie zum ›Osiris‹.»

Die «Osiris» war ein großes, bürgerliches Bordell mit einer riesigen Bar in ägyptischem Stil.

«Wir schließen gerade», sagte der Portier. «Niemand mehr da.»

«Niemand?»

«Nur Madame Rolande. Die Damen sind alle fort.»

«Gut.»

Ravic steckte dem Portier ein Paket Zigaretten in die Brusttasche und ging durch die schmale Tür an der Garderobe vorbei in den großen Raum. Die Bar war leer, ein paar umgeworfene Stühle, Zigarettenreste auf dem Boden und der Geruch nach Tabak, süßem Parfüm und Haut.

«Rolande», sagte Ravic.

Sie stand vor einem Tisch, auf dem ein Haufen rosa Seidenwäsche lag. «Ravic», sagte sie ohne Erstaunen. «Spät. Was willst du – ein Mädchen oder etwas zu trinken? Oder beides?»

«Wodka. Den Polnischen.»

Rolande brachte die Flasche und ein Glas. «Schenk dir selbst ein. Ich muß noch die Wäsche sortieren und aufschreiben. Das Auto der Wäscherei kommt gleich. Wenn man nicht alles notiert, stiehlen die Chauffeure, verstehst du? Als Geschenke für ihre Mädchen.»

Ravic nickte. «Laß die Musik spielen, Rolande. Laut.»

«Gut.»

Die Musik donnerte mit Pauken und Schlagzeug durch den hohen, leeren Raum wie ein Sturm.

«Zu laut, Ravic?»

«Nein.»

Zu laut? Was war zu laut? Nur die Stille.

«Fertig.» Rolande kam zu Ravic an den Tisch. Sie hatte eine feste Figur, ein klares Gesicht und ruhige, schwarze Augen. Das schwarze, puritanische Kleid, das sie trug, kennzeichnete sie als Aufseherin; es unterschied sie von den fast nackten Huren.

«Trink etwas mit mir, Rolande.» «Gut.»

Ravic holte ein Glas von der Bar und schenkte ein. Rolande hielt die Flasche zurück, als das Glas halb voll war. «Genug! Ich trinke nicht mehr.»

«Du brauchst ein Mädchen», sagte Rolande. «Ich kann Kiki telefonieren. Sie ist sehr gut. Einundzwanzig Jahre alt.»

«So. Auch einundzwanzig Jahre alt. Das ist heute nichts für mich.» Ravic goß sein Glas wieder voll. «Woran denkst du eigentlich, Rolande, bevor du einschläfst?»

«Meistens an gar nichts. Ich bin zu müde.»

«Und wenn du nicht zu müde bist?»

«An Tours.»

«Warum?»