Книга Your Man - читать онлайн бесплатно, автор Sarah Glicker
bannerbanner
Вы не авторизовались
Войти
Зарегистрироваться
Your Man
Your Man
Добавить В библиотекуАвторизуйтесь, чтобы добавить
Оценить:

Рейтинг: 0

Добавить отзывДобавить цитату

Your Man

Sarah Glicker

Your Man

Natalie & Brad

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Sarah Glicker

Epilog

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

Impressum neobooks

Sarah Glicker

Your Man

Natalie & Brad









Sarah Weber

Alter Postweg 31a

48477 Hörstel

Copyright by Sarah Weber

Alle Rechte vorbehalten!

Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der offiziellen schriftlichen Genehmigung der Autorin!

Epilog

Brad

Wieso ausgerechnet ich mich gemeldet habe, dieses Gespräch zu führen?

Ich weiß es nicht, wirklich!

Dabei hat mir mein Gefühl von Anfang an gesagt, dass es nichts bringen wird. Und darauf kann ich mich verlassen! Es passiert wirklich nur sehr selten, dass mein Gefühl mich täuscht.

Wahrscheinlich habe ich es allerdings deswegen gemacht, weil einer es musste und meine Brüder schon genug um die Ohren haben. Ich wollte ihnen das nicht auch noch aufhalsen.

Doch das ändert nichts daran, dass ich in den letzten Minuten gemerkt habe, dass ich gegen eine Wand gesprochen habe. Wahrscheinlich hätte die mir noch eher geantwortet, als es Michael Russel nun macht.

Während ich ihm den Vorschlag unterbreitet habe, hat er auf mich hat er den Eindruck gemacht, als würde es ihn überhaupt nicht interessieren, was ich zu sagen habe. Sein Gesichtsausdruck war so ausdruckslos, wie es nur hätte sein können. Außerdem ist sein Blick immer wieder zu seiner Uhr gewandert, als könnte er es überhaupt nicht erwarten, dass er endlich verschwinden kann.

All das hat dafür gesorgt, dass mein Gefühl sich noch verstärkt hat und ich eigentlich sofort hätte gehen können. Man kann auch sagen, dass ich hier in der letzten halben Stunde nur meine Zeit verschwendet habe.

Nun sitze ich vor ihm, während er über den Vorschlag meines Vaters nachdenkt. Das heißt, er sieht so aus, als würde er das machen. Ich bin mir jedoch sicher, dass er sich schon eine Meinung gebildet hat. Und die wird wahrscheinlich nicht so aussehen, dass wir dieses Geschäft gemeinsam machen werden.

„Ich gebe zu, dass es sich gut anhört“, beginnt er schließlich.

Mehr braucht er nicht zu sagen damit ich weiß, dass das nichts wird. Aber wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, dass ich nichts anderes erwartet habe, schließlich hat er vorhin schon nicht den Eindruck gemacht, als würde es ihn interessieren. Daher bin ich auch nicht zu enttäuscht und schaffe es, dieses Gefühl für mich zu behalten.

In der Vergangenheit hatte ich nicht sehr oft mit ihm zu tun. Meistens haben mein Vater oder Cody mit ihm gesprochen. Ich bin ihm immer ein wenig aus dem Weg gegangen, da ich auch irgendwie keine Lust hatte, mich näher mit ihm zu beschäftigen.

Doch ich bin ihm oft genug über den Weg gelaufen, dass ich weiß, dass dieser Mann seinen eigenen Kopf hat und er nur Geschäfte zu seinen Gunsten macht. Er geht keine Deals ein, bei denen er nicht eindeutig als der Gewinner hervorgeht.

Und das ist etwas, was es sehr schwer für jeden macht. Schließlich ist man gezwungen, seinen Standpunkt zu akzeptieren, wenn man darauf angewiesen ist. Allerdings ist es auch schon oft genug vorgekommen, dass ihm dadurch ein hoher Gewinn verloren gegangen ist. Schließlich ist nicht jeder immer auf ihn angewiesen, sondern sucht sich einfach einen anderen Partner.

Und zu letzteren gehört eindeutig mein Vater.

Allerdings kennen die beiden sich schon so lange, dass mein Vater erst ihn fragen wollte. Auch, wenn ich das nicht unbedingt nachvollziehen kann.

Ruhig bleibe ich sitzen und warte darauf, dass er weiterspricht.

„Aber ich werde mich nicht darauf einlassen.“

Auch, wenn ich mir genau das bereits gedacht habe, sorgt seine Antwort dafür, dass sich Enttäuschung in mir breitmacht.

Die Zeit hätte ich anders besser verbringen können, denke ich niedergeschlagen.

„Darf ich den Grund erfahren?“, frage ich ihn trotzdem.

Aus seinen alten, aber dennoch aufmerksamen Augen sieht er mich an. Ohne, dass er die Gesichtsmuskeln verzieht, lachen sie mich aus und fragen mich, ob ich diese Frage gerade wirklich gestellt habe. Doch das habe ich. Vor allem deswegen, weil ich einen Punkt brauche, um dieses Gespräch weiterzuführen, auch wenn ich das eigentlich überhaupt nicht will.

„Ich korrigiere mich. Auf den ersten Blick ist alles super. Auf den zweiten ist er allerdings nicht ganz fair.“

„Fair?“

Ich weiß genau, wovon er spricht. Doch ich ziehe es vor so zu tun, als hätte ich keine Ahnung. In der Vergangenheit habe ich die Erfahrung gemacht, dass mein Gegenüber so am besten seinen Standpunkt erklären kann.

„Er bekommt mehr als ich und das scheint mir nicht fair zu sein“, erklärt er nun. „Partner sollten immer mindestens gleich viel bekommen.“

Mir liegen die Worte auf der Zunge, dass er in der Vergangenheit sich auch noch nie dafür interessiert hat. Allerdings schaffe ich es, sie für mich zu behalten, bevor sie mir über die Lippen kommen.

„Wir tragen das größere Risiko“, erinnere ich ihn.

Ich bin mir sicher, dass ich das nicht muss, schließlich weiß er es genau. Der Unterschied ist nur, dass es ihm egal ist. Allerdings habe ich mir das schon in dem Moment gedacht, in dem mein Vater mir von diesem Plan berichtet hat. Und das wiederum habe ich auch meinem Vater mitgeteilt.

Sogar Cody wusste es.

Allerdings wollte unser Vater nichts davon hören. Er hat mir nur aufgetragen, dass ich einfach mit dieser Idee herfahren soll.

„Größeres Risiko!“, winkt er ab und zeigt mir so, was er davon hält.

In meinem Kopf überschlagen sich die Gedanken, während ich überlege, wie ich darauf am besten reagieren soll. Ich bin noch nie an einen so sturen alten Sack geraten, wie bei ihm. Ich bin mir sicher, dass seine Frau und seine Tochter es nicht immer einfach mit ihm haben.

Doch das ist eindeutig nicht mein Problem.

In dem Moment, in dem ich den Mund öffnen will, um noch etwas zu erwidern, steht er auf.

„Sollte dein Vater es sich anders überlegen, kann er sich gerne bei mir melden“, verkündet er mit einer gewissen Genugtuung in der Stimme.

„Sind Sie sich sicher, dass Sie keine Fragen mehr haben?“, frage ich ihn, wobei ich die Überraschung erfolgreich für mich behalte.

Es ist nicht das erste Mal, dass ich solche Gespräche führe. Allerdings ist es das erste Mal, dass mir ein so unfreundlicher Mensch in die Quere kommt.

Ich würde gerne wissen, wieso mein Vater in der Vergangenheit immer wieder Geschäfte mit ihm gemacht hat. Wäre ich an seiner Stelle gewesen, hätte ich ihn schon lange zum Teufel geschickt. Doch es ist nicht mein Problem.

„Das bin ich“, erklärt er.

In der nächsten Sekunde gibt er zwei seiner Männer ein Zeichen, die sich daraufhin neben ihn stellen und ihre Waffen ziehen. Noch im selben Augenblick machen meine dies ebenfalls.

Wenn er meint, dass er hier und jetzt eine Schießerei anfangen muss, kann er das gerne machen. Allerdings weiß ich, dass meine Männer besser ausgebildet sind als seine. Daher stehen seine Chancen sehr schlecht.

„Mein Junge, du hast noch viel zu lernen“, erklärt Michael nun.

„Erstens bin ich nicht Ihr Junge. Zweitens bin ich sehr gut in meinem Job. Der besteht allerdings nicht darin, dass ich potenzielle Geschäftspartner überreden werde. Jeder sollte für sich entscheiden, ob er dabei ist, oder nicht.“

Ich zucke mit den Schultern und werfe ihm einen gleichgültigen Blick zu. Auf diese Weise zeige ich ihm, dass seine Antwort mich kaltlässt. Und ich weiß, dass ihn das am meisten stört.

Einige Sekunden sieht er mich nachdenklich an, ehe er fortfährt.

„Dein Vater wäre sicherlich nicht erfreut darüber, wenn er wüsste, wie du dich einem alten Freund gegenüber verhältst.“

„Wenn er wüsste, was besagter Freund mit mir spricht, wäre es ihm egal.“

Während ich rede, lasse ich ihn nicht aus den Augen. Bei Männern wie ihm weiß man nie, was sie als Nächstes machen werden.

Doch er lacht nur, dreht sich dann um und setzt sich in seinen Wagen.

Mein Gefühl sagt mir, dass das noch lange nicht vorbei ist. Keine Ahnung, woher ich diese Gewissheit nehme, doch sie ist da und lässt sich auch nicht zur Seite schieben.

Dabei wünsche ich mir, dass ich mich irre.

1

Brad

„Brad“, ruft Taylor, als ich aus meiner Wohnung komme.

Während ich die Tür hinter mir schließe, drehe ich mich in seine Richtung und sehe, dass er mit großen Schritten auf mich zu kommt. Er sieht so aus, als hätte er es eilig, allerdings habe ich keine Ahnung, wieso das so ist.

„Hi“, begrüße ich meinen Bruder, nachdem ich ihn betrachtet habe. Dabei kann ich mir ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen.

Seitdem er in dem ehemaligen Haus unserer Großeltern gemeinsam mit Laura wohnt, welches sich auf der anderen Seite des Grundstücks befindet, sieht man ihn nicht mehr sehr oft. Eigentlich sehe ich ihn zurzeit nur, wenn es einen Notfall gibt, um den wir uns kümmern müssen, oder wir etwas besprechen müssen. Aber ich weiß, dass es den beiden guttut, daher finde ich es auch gut. Außerdem ist er ja nicht aus den Augen, nur weil wir nicht mehr in einem Haus wohnen.

Obwohl er noch immer mittendrin ist, ist sein Leben ruhiger geworden und er hat endlich den Abstand zu allem bekommen, den er gebraucht und sich immer gewünscht hat. Dennoch ist er in Reichweite und kann sich um seinen Teil der Geschäfte kümmern.

„Habt ihr euch fertig eingerichtet?“, frage ich ihn und sehe ihn neugierig an.

Ich gebe zu, dass ich ihn auch ein wenig damit aufziehe. Wobei ein wenig noch leicht untertrieben ist.

In den letzten Wochen hat er kein Geheimnis daraus gemacht, dass die Einrichtung eines Hauses definitiv nicht sein Ding ist. Daher hat er das meiste auch Laura überlassen, die wiederum Hilfe von Rachel bekommen hat.

Gemeinsam sind sie durch die Baumärkte spaziert und haben mehrere Möbelhäuser besucht. Auch wenn ich in diesem Teil nur ein Außenstehender bin, finde ich, dass beide gute Freundinnen geworden sind. Und das freut mich, denn ich weiß, dass man in unserem Geschäftsbereich eindeutig Freunde braucht, mit denen man über alles sprechen kann.

„Ich glaube, es fehlen noch ein paar Kleinigkeiten. Aber ich denke, dass das meiste endlich da ist. Zumindest hoffe ich das“, überlegt er und verzieht dabei ein wenig das Gesicht.

Lachend schlage ich ihm auf die Schulter.

„Das ist der Grund, wieso ich keine Freundin habe und lieber Single bin. Ich brauche mich mit solchen Dinge nicht rumschlagen und bin glücklich in meiner minimalistisch eingerichteten Wohnung.“

„Ja, deine Wohnung ist wirklich sehr minimalistisch eingerichtet.“ Ich erkenne den belustigten Unterton in seiner Stimme, gehe jedoch nicht näher darauf ein.

Mit hochgezogenen Augenbrauen sieht er mich an. Ich warte darauf, dass er noch etwas von sich gibt, aber das macht er nicht. Allerdings spricht sein Blick für sich. Ich bin mir sicher, dass ihm die Worte auf der Zunge liegen, dass er mir das nicht glaubt. Doch dem ist so.

Ich habe alles, was ich brauche und bin so glücklich. Um genau zu sein habe ich keinen Grund, wieso es nicht so sein sollte.

„Ich brauche deine Hilfe“, verkündet er nun.

„Was gibt es denn?“

„Ich muss dringend in den neuen Club. Da gibt es irgendwelche Probleme mit einer Stromleitung, die ich mir ansehen muss. Wenn ich sie richtig verstanden habe, geht es darum, dass eine Wand wohl eingerissen werden muss, oder so. Ehrlich gesagt war es so laut im Hintergrund, dass ich kaum ein Wort verstanden habe. Daher könnte es auch ein ganz anderes Problem sein. Deswegen habe ich gehofft, dass du die Anmeldung von Laura zum College bringen kannst. Sie will ihr Studium, welches sie in Deutschland vor dieser ganzen Geschichte begonnen hat, hier beenden.“

Bittend verzieht er das Gesicht.

„Kein Problem. Ich fahre eh dran vorbei“, erkläre ich ihm und nehme ihm den Briefumschlag aus der Hand. „Dann kann ich auch eben reinspringen und es im Büro abgeben.“

Zufrieden und gleichzeitig auch erleichtert sieht er mich an.

„Wo geht es denn hin?“

„Ich bin mit ein paar Freunden verabredet“, antworte ich nur und zucke mit den Schultern.

Die Wahrheit sieht allerdings so aus, dass ich eigentlich nichts zu tun habe. Daher mache ich das gerne.

„Ich schulde dir etwas“, verkündet er und verschwindet dann so schnell, wie er aufgetaucht ist.

Lachend sehe ich ihm nach.

Unser Leben kann schon sehr chaotisch sein. Schon alleine aus diesem Grund sind wir auf die Hilfe der anderen angewiesen. Doch wir verfolgen alle das gleiche Ziel und arbeiten Hand in Hand.

Die Fahrt zum College dauert eine Ewigkeit. Die Straßen sind so voll, dass ich die meiste Zeit im Stau verbringe und kaum vorankomme. Auch dauert es länger, als ich gedacht habe, bis ich endlich einen freien Platz gefunden habe, wo ich meinen Wagen abstellen kann.

Als ich mich endlich auf den Weg in das Hauptgebäude machen kann, weiß ich zumindest wieder einen Grund, wieso ich mich damals dagegen entschieden habe, ebenfalls mit einem Studium zu beginnen. Der andere ist, dass es mir eh nichts in unserer Branche bringen würde und ich damit nur Zeit verschwendet hätte. Sogar Taylor hat das gemerkt, schließlich hat er sein Studium abgebrochen.

Nachdem ich die riesige Halle betreten habe, bleibe ich vor der Tafel stehen, die sich an der Wand befindet und halte Ausschau nach dem Anmeldungsbüro. Oder irgendetwas, wo ich die Anmeldung abgeben kann.

Da so viele verschiedene Bereiche darauf stehen, dauert es etwas länger, doch schließlich kann ich sie beim Überfliegen in der Mitte erkennen.

Schnell suche ich mir den richtigen Weg und gehe den Flur entlang. Ein paar der Studentinnen sehen mich an, während ich die Bezeichnungen an den einzelnen Türen lese. Allerdings beachte ich sie nicht.

Nachdem ich das Büro gefunden habe, klopfe ich kurz und trete dann ein, ohne zu warten, dass man mich dazu auffordert. Eine ältere Dame hebt ihren Kopf und sieht mich über den Rand ihrer Brille hinweg interessiert an.

„Was kann ich für Sie tun?“, erkundigt sie sich.

„Ich wollte die Unterlagen meiner Schwägerin vorbeibringen. Sie möchte ihr Studium fortsetzen.“

„Fortsetzen? War sie vorher schon auf diesem College, oder auf einem anderen?“ Neugierig begutachtet sie mich.

„Sie hat in Deutschland angefangen, dann kam allerdings ein Notfall in ihrer Familie dazwischen. Mittlerweile ist dieser allerdings aus der Welt geschafft worden und sie möchte es beenden.“

Ich habe keine Ahnung, wieso sie mich das fragt. Schließlich steht hier alles drin, was sie wissen muss. Und das ist sicherlich auch klar.

„Dann geben Sie mal her“, fordert sie mich auf und streckt ihre Hand nach dem Umschlag aus.

Schnell gebe ich ihr diesen und mache dann wieder einen Schritt nach hinten. Wissend sieht sie die Unterlagen schnell durch und nickt schließlich.

„Es scheint alles da zu sein. Sollte doch noch etwas fehlen, werde ich mich melden. Es wird allerdings ein paar Wochen dauern. Sie sehen ja selber, mein Schreibtisch ist voll.“

Mit diesen Worten deutet sie kurz auf das Chaos, welches sich auf der Tischplatte befindet. Ich muss zugeben, dass es wirklich ein Wunder ist, dass sie hier überhaupt noch einen Durchblick hat.

Mehr sagt sie nicht, sondern sieht wieder auf den Bildschirm ihres Computers, wo sie irgendetwas anklickt. Auf diese Weise entlässt sie mich. Allerdings muss ich zugeben, dass man das auch durchaus freundlicher machen könnte.

„Bye“, gebe ich nur von mir, drehe mich um und trete wieder auf den Flur hinaus.

Doch kaum habe ich das getan, merke ich, dass ich mit jemanden zusammengestoßen bin und höre, wie Bücher auf den Boden fallen.

Erschrocken sehe ich auf die Frau, mit der ich aneinander geraten bin. Einen Moment betrachtet sie mich, ehe sie sich bückt und beginnt, ihre Unterlagen zusammenzusuchen.

Sie ist ungefähr zwei Köpfe kleiner als ich, was aber nicht auffällt, da sie hohe Schuhe trägt. Ihr Körper steckt in einer engen Jeans und einem ebenfalls engem Shirt. Ihre leicht gewellten Haare fallen ihr ins Gesicht, allerdings kann ich genug davon erkennen, um festzustellen, dass es wunderschön ist. Und das, obwohl sie nicht einmal ansatzweise so viel Make-up trägt, wie es die meisten anderen Frauen tun, die sich um uns herum befinden.

2

Natalie

„Warte, ich helfe dir“, erklärt der Mann, mit dem ich zusammengestoßen bin. Noch bevor ich etwas von mir geben kann, bückt er sich in der nächsten Sekunde bereits, um nach einem der Bücher zu greifen.

All das geht so schnell, dass ich keine Ahnung, wie ich reagieren soll. In der einen Sekunde laufe ich noch den Flur entlang und in der nächsten hockt schon ein fremder Mann mit mir auf dem Boden, um mir mit meinen Büchern zu helfen.

In der Sekunde, in der ich nach einem weiteren meine Hand ausstrecke, will er es ebenfalls in die Hand nehmen, sodass wir beide es gemeinsam aufheben. Dabei berühren sich unsere Hände.

Ich spüre, wie ein Stromschlag durch meinen Körper fährt. Er sorgt dafür, dass ich zusammenzucke und ich kurz nicht klar denken kann. Mein Herz beginnt wie wild zu schlagen.

Dieses Gefühl reißt mich aus meiner Bahn. Ich war eindeutig nicht darauf vorbereitet.

Mit einem schüchternen Lächeln auf den Lippen sehe ich ihn an, nachdem ich meinen Kopf ein Stück angehoben habe. Wieso ich gerade so zurückhaltend bin, kann ich selber nicht so genau sagen. Vor allem aus dem Grund, weil ich das normalerweise nicht bin.

Als ich ihn nun genauer betrachte, erkenne ich auf den ersten Blick, dass er normalerweise nicht zu den Männern gehört, mit denen ich etwas anfangen würde. Und dennoch weckt er sofort Gefühle in mir, die ich so intensiv noch nie wahrgenommen habe. Doch schnell schiebe ich sie zur Seite.

Ich kenne ihn nicht, nicht einmal seinen Namen. Es ist das erste Mal, dass ich ihn sehe, rufe ich mir in Erinnerung. Und das sorgt schließlich dafür, dass ich mich wieder einigermaßen fassen kann.

„Du solltest nicht so viele Bücher auf einmal schleppen“, stellt er fest, nachdem er einen Blick auf den viel zu großen Stapel geworfen habe.

Nachdenklich werfe ich ebenfalls einen prüfenden Blick auf die zahlreichen Bücher, bevor ich mich wieder auf ihn konzentriere.

„Ich weiß“, gebe ich schließlich von mir. „Allerdings muss ich sie alle in die Bibliothek bringen und mein Wagen steht in der hintersten Ecke des Parkplatzes. Daher habe ich keine Lust, mehrmals zu laufen.“

Ich zucke mit den Schultern, sodass er lachen muss. Kaum nehme ich den Ton wahr, wende ich mich schnell wieder von ihm ab.

„Brad“, stellt er sich mir vor und nimmt ein paar der Bücher auf den Arm.

Langsam erhebt er sich zu seiner vollen Größen. Kurz lege ich meinen Kopf ein wenig in den Nacken und sehe ihm dabei zu. Doch bereits in der nächsten Sekunde reiße ich mich wieder zusammen und erhebe mich ebenfalls. Dann drehe ich mich zu ihm herum und sehe ihn wieder an.

„Natalie“, erwidere ich nun, nachdem sich mein Herzschlag wenigstens etwas wieder beruhigt hat.

„Ein schöner Name.“

Ich habe schon einige Komplimente bekommen. Meistens von Männern, die der Meinung waren, dass ich direkt mit ihnen ins Bett springe. Allerdings hat mir noch nie jemand gesagt, dass ich einen schönen Namen habe. Und ich gebe zu, dass mir das ein wenig imponiert.

„Und was studierst du?“, fragt er mich nun.

„Jura“, antworte ich gleichgültig.

Ich verziehe ein wenig das Gesicht, was aber nicht daran liegt, dass es mir peinlich ist. Sondern eher, weil ich nie wirklich Lust dazu hatte. Ich selber hätte mir eigentlich gerne eine andere Richtung ausgesucht, doch in diesem Punkt hatte ich kein Mitspracherecht.

„Das ist doch cool“, versichert er mir, als würde er meine Gedanken lesen können.

„Und du?“, wechsle ich nun das Thema, da ich mich nicht darüber unterhalten will. Allerdings würde ich gerne mehr über ihn erfahren. „Müsste ich raten würde ich sagen, dass du aussiehst, als würdest du dich für BWL oder etwas in diese Richtung interessieren.“

„Da muss ich dich leider enttäuschen. Ich studiere nicht. Habe ich auch nie und werde es auch nicht machen. Dafür arbeite ich im Betrieb meiner Familie“, gibt er zurück.

Überrascht sehe ich ihn an. Doch dann bildet sich wieder das gleiche schüchterne Lächeln auf meinem Gesicht, wie vorhin auch schon.

„Ich hoffe, ich gehe nicht zu weit, aber wieso?“

Es hört sich jetzt vielleicht seltsam an, aber ich habe noch keine Person getroffen, die nicht studiert, oder studiert hat. Ich komme aus einer Familie, in der jeder ein abgeschlossenes Studium hat. Ein paar von ihnen halten sich daher schlauer als andere, was sie allerdings nicht sind, doch das ist wieder ein anderes Thema.

„Zeitverschwendung.“

Nun zuckt er mit den Schultern, sodass ich lachen muss.

Während wir zur Bibliothek kennen, unterhalten wir uns weiter.

Es tut gut, mich mit ihm zu unterhalten. Er schafft es, dass ich immer lockerer werde und es nicht lange dauert, bis es sich ganz normal anfühlt, mit ihm zu sprechen. Vor allem vergesse ich aber auch schnell, dass ich ihn eigentlich überhaupt nicht kenne.

„Wir sind da“, verkünde ich schließlich und zeige dabei auf die große Eingangstür.

Nachdenklich sieht er in die entsprechende Richtung und dreht sich dann wieder zu mir.

„Wie wäre es, wenn wir diese Unterhaltung heute Abend weiterführen?“

Kaum hat er ausgesprochen, macht sich Aufregung in mir breit. Bis jetzt hätte ich nicht gedacht, dass ein Mann wie er mich wirklich um ein Date bittet. Und dennoch hört es sich so an, als hätte er genau das getan.

„Gerne“, antworte ich und gebe damit das erste Wort von mir, welches mir durch den Kopf geht.

„Dann brauche ich deine Adresse.“

Schnell gebe ich ihm diese. Dann lehnt er sich ein Stück nach vorne und drückt mir einen Kuss auf die Wange.

„Ich freue mich schon“, verkündet er schließlich gut gelaunt und verschwindet in der Menge.

Es dauert eine Weile, bis ich mich wieder einigermaßen gefangen habe. Doch dann lächle ich unbewusst und gehe in die Bibliothek, um endlich die Bücher abgeben zu können.

3

Brad

Immer wieder schlage ich schon seit einer Stunde auf den Boxsack ein. Ich gebe zu, dass ich in den letzten Tagen nicht so eine Energie hatte, wie ich sie nun besitze. Um genau zu sein war das nicht mehr der Fall, seitdem ich dieses Gespräch mit dem Geschäftspartner meines Vaters geführt habe.

Die kurze Unterhaltung mit dieser Frau hat mir meine Energie jedoch wiedergegeben, worüber ich froh bin.

Noch immer kann ich seine Reaktion von Michael nicht nachvollziehen. Er hat sich ein spitzen Geschäft durch die Finger gehen lassen, nur weil sein Stolz und sein Ego zu groß sind. Aus Erfahrung weiß ich jedoch, dass es ihm egal ist, auch wenn ich zugeben muss, dass ich vorher noch nichts mit ihm zu tun hatte.

Dennoch waren mein Vater und Cody der Meinung, dass wir ihm noch etwas Zeit geben sollen, nachdem ich ihnen von dem niederschmetternden Ergebnis berichtet habe. Die beiden sind sich sicher, dass er es sich noch anders überlegen wird.