Die Entstehung von Gated Communities (GCs), also durch Zäune und Mauern abgeschlossene Wohnhäuser, -komplexe und -viertel, ist seit Ende der 1990er Jahre ein vielbeachtetes Thema der Stadtsoziologie. Historisch betrachtet ist diese Form des Wohnens zwar keinesfalls neu, doch nachdem die Stadt und besonders die europäische Stadt lange Zeit mit der Hoffnung auf ein besseres Leben verbunden war («Stadtluft macht frei»), kann heute eine zunehmende soziale und wirtschaftliche Polarisierung der Stadtgesellschaft beobachtet werden, die sich unter anderem in der Abwanderung der Besserverdienenden in «freiwillige Ghettos» widerspiegelt. Während die Bewohner unfreiwilliger Ghettos diese nicht verlassen dürfen, ist das Abschirmen gegenüber der Außenwelt das vordringlichste Ziel freiwilliger Ghettos. Schon Bourdieu schrieb, dass «Herrschaft über den Raum (…) eine der privilegiertesten Formen von Herrschaftsausübung» sei. GCs sind dabei nur ein Teil einer stark wachsenden zivilen Sicherheitsindustrie, die jährlich rund 100 Milliarden Euro weltweit umsetzt, davon etwa 35 Milliarden Euro in Europa. Doch diese Wohnform verändert den Alltag und das Zusammenleben vieler Menschen tiefgreifender als Kameras auf Bahnhöfen oder «Nacktscanner» an Flughäfen.