Книга Maria Stuart / Мария Стюарт - читать онлайн бесплатно, автор Фридрих Шиллер. Cтраница 2
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Maria Stuart / Мария Стюарт
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Maria Stuart / Мария Стюарт

O schonet mein! Nicht weiter.Höret auf,Den frischen Lebensteppich vor mir ausZu breiten – Ich bin elend und gefangen.

Mortimer.

Auchich war’s, Königin! und mein GefängnisSprang auf, und frei auf einmal fühlte sichDer Geist,den Lebens schönen Tag begrüßend.Haß schwur ich nun dem engen dumpfen Buch,Mit frischem Kranz die Schläfe mir zu schmücken,Mich fröhlich an die Fröhlichen zu schließen.Viel edle Schotten drängten sich an mich,Und der Franzosen muntre Landsmannschaften.Sie brachten mich zu Eurem edeln Oheim,Dem Kardinal von Guise – Welch ein Mann!Wie sicher, klar und männlich groß! – Wie ganzGeboren, um die Geister zu regieren!Das Muster eines königlichen Priesters,Ein Fürst der Kirche, wie ich keinen sah!

Maria.

Ihr habt sein teures Angesicht gesehn,Des vielgeliebten, des erhabnen Mannes,Der meiner zarten Jugend Führer war.O redet mir von ihm. Denkt er noch mein?Liebt ihn das Glück, blüht ihm das Leben noch,Steht er noch herrlich da, ein Fels der Kirche?

Mortimer.

Der Treffliche ließ selber sich herab,Die hohen Glaubenslehren mir zu deutenUnd meines Herzen Zweifel zu zerstreun.Er zeigt mir, daß grübelnde VernunftDen Menschen ewig in der Irre leitet,Daß seine Augne sehen müssen, wasDas Herz soll glauben, daß ein sichtbar HauptDer Kirche not tut, daß der Geist der WahrheitGeruht hat auf den Sitzungen der Väter.Die Wahnbegriffe meiner kind’schen Seele,Wie schwanden sie vor seinem siegendenVerstand und vor der Suada seines Mundes!Ich kehrte in derKirche Schoß zurück,Schwur meinen Irrtum ab in seine Hände.

Maria.

So seid Ihr einer jener Tausende,Die er mit seiner Rede Himmelskraft,Wie der erhabne Prediger des Berges,Ergriffen und zum ew’gen Heil geführt!

Mortimer.

Als ihn des Amtes Pflichten bald daraufNach Frankreich riefen, sandt’ er mich nach Reims,Wo die Gesellschaft Jesu, fromm geschäftig,Für Englands Kirche Priester auferzieht.Den edeln Schotten Morgan fand ich hier,Auch Euren treuen Leßley, den gelehrtenBischof von Roße, die auf Frankreichs BodenFreudlose Tage der Verbannung leben —Eng schloß ich mich an diese WürdigenUnd stärkte mich im Glauben – Eines Tages,Als ich mich umsah in des Bischofs Wohnung,Fiel mir ein weiblich Bildnis in die AugenVon rührend wundersamem Reiz; gewaltigErgriff es mich in meiner tiefsten Seele,Und, des Gefühls nicht mächtig, stand ich da.Da sagte mir der Bischof: Wohl mit RechtMögt Ihr gerührt bei diesem Bilde weilen.Die schönste aller Frauen, welche leben,Ist auch die jammernswürdigste von allen,Um unsers Glaubens willen duldet sie,Und Euer Vaterland ist’s, wo sie leidet.

Maria.

Der Redliche! Nein, ich verlor nicht alles,Da solcher Freund im Unglück mir geblieben.

Mortimer.

Drauf fing er an, mit herzerschütternderBeredsamkeit mir Euer MärtyrtumUnd Eurer Feinde Blutgier abzuschildern.Auch Euern Stammbaum wies er mir, er zeigtMir Eure Abkunft von dem hohen HauseDer Tudor, überzeugt mich, daß EuchAllein gebührt, in England zu herrschen,Nicht dieser Afterkönigin, gezeugtIn ehebrecherischem Bett, die HeinrichIhr Vater, selbst verwarf als Bastardtochter.Nicht seinem einz’gen Zeugnis wollt’ ich traun,Ich holte Rat bei allen Rechtsgelehrten,Viel alte Wappenbücher schlug ich nach,Und alle Kundige, die ich befragte,Bestätigten mir Eures Anspruchs Kraft.Ich weiß nunmehr, daß Euer gutes RechtAn England Euer ganzes Unrecht ist,Daß Euch dies Reich als Eigentum gehört,Worin Ihr schuldlos als Gefangne schmachtet.

Maria.

O dieses unglücksvolle Recht! Es istDie einz’ge Quelle aller meiner Leiden.

Mortimer.

Um diese Zeit kam mir die Kunde zu,Daß Ihr aus Talbots Schloß hinweggeführtUnd meinem Oheim übergeben worden —Des Himmels wundervolle RettungshandGlaubt’ ich in dieser Fügung zu erkennen,Ein lauter Ruf des Schicksals war sie mir,Dasmeinen Arm gewählt, Euch zu befreien.Die Freunde stimmen freudig bei, es gibtDer Kardinal mir seinen Rat und SegenUnd lehrt mich der Verstellung schwere Kunst.Schnell ward der Plan entworfen, und ich treteDen Rückweg an ins Vaterland, wo ich,Ihr wißt’s, vor zehen Tagen bin gelandet.

(Er hält inne.)

Ich sah Euch, Königin – Euch selbst!Nicht Euer Bild! – O welchen Schatz bewahrtDies Schloß! Kein Kerker! Eine Götterhalle,Glanzvoller als der königliche HofVon England – O des Glücklichen, dem esVergönnt ist,eine Luft mit Euch zu atmen!Wohl hat sie recht, die Euch so tief verbirgt!Aufstehen würde Englands ganze Jugend,Kein Schwert in seiner Scheide müßig bleibenUnd die Empörung mit gigantischem HauptDurch diese Friedensinsel schreiten, säheDer Brite seine Königin!

Maria.

Wohl ihr,Säh jeder Brite sie mit Euren Augen!

Mortimer.

Wär’ er, wie ich, ein Zeuge Eurer Leiden,Der Sanftmut Zeuge und der edlen Fassung,Womit Ihr das Unwürdige erduldet.Denn geht Ihr nicht aus allen LeidensprobenAls eine Königin hervor? Raubt EuchDes Kerkers Schmach von Eurem Schöheitsglanze?Euch mangelt alles, was das Leben schmückt,Und doch umfließt Euch ewig Licht und Leben.Nie setz ich meinen Fuß auf diese Schwelle,Daß nicht mein Herz zerrissen wird von Qualen,Nicht von der Lust entzückt, Euch anzuschauen! —Doch furchtbar naht sich die Entscheidung, wachsendMit jeder Stunde dringet die Gefahr,Ich darf nicht länger säumen – Euch nicht längerDas Schreckliche verbergen —

Maria.

Ist mein UrteilGefällt? Entdeckt mir’s frei. Ich kann es hören.

Mortimer.

Es ist gefällt. Die zweiundvierzig Richter habenIhrSchuldig ausgesprochen über Euch. Das HausDer Lords und der Gemeinen, die Stadt LondonBestehen heftig dringend aud des UrteilsVollstreckung; nur die Königin säumt nocht– Aus arger List, daß man sie nötige,Nicht aus Gefühl der Menschlichkeit und Schonung.

Maria(mit Fassung).

Sir Mortimer, Ihr überrascht mich nicht,Erschreckt mich nicht. Auf solche Botschaft war ichSchon längst gefaßt. Ich kenne meine Richter.Nach den Mißhandlungen, die ich erlitten,Begreif ich wohl, daß man die Freiheit mirNicht schenken kann – Ich weiß, wo man hinauswill.In ew’gem Kerker will man mich bewahrenUnd meine Rache, meinen RechtsanspruchMit mir verscharren in Gefängnisnacht.

Mortimer.

Nein, Königin – o nein! nein! Dabei steht manNicht still. Die Tyrannei begnügt sich nicht,Ihr Werk nur halb zu tun. Solang Ihr lebt,Lebt auch die Furcht der Könign von England.Euch kann kein Kerker tief genug begraben,Nur Euer Tod versichert ihren Thron.

Maria.

Sie könnt’ es wagen, mein gekröntes HauptSchmachvoll auf einen Henkerblock zu legen?

Mortimer.

Sie wird es wagen. Zweifelt nicht daran.

Maria.

Sie könntso die eigne MajestätUnd aller Könige im Staube wälzen?Und fürchtet sie die Rache Frankreichs nicht?

Mortimer.

Sie schließt mit Frankreich einen ew’gen Frieden,Dem Duc von Anjou schenkt sie Thron und Hand.

Maria.

Wird sich der König Spaniens nicht waffnen?

Mortimer.

Nicht eine Welt in Waffen fürchtet sie,Solang sie Frieden hat mit ihrem Volke.

Maria.

Den Briten wollte sie dies Schauspiel geben?

Mortimer.

Dies Land, Mylady, hat in letzten ZeitenDer königlichen Frauenmehr vom ThronHerab aufs Blutgerüste steigen sehn.Die eigne Mutter der ElisabethGing diesen Weg, und Katharina Howard,Auch Lady Gray war ein gekröntes Haupt.

Maria(nach einer Pause).

Nein, Mortimer! Euch blendet eitle Furcht.Es ist die Sorge Eures treuen Herzens,Die Euch vergebne Schrecknisse erschafft.Nicht das Schafott ist’s, das ich fürchte, Sir.Es gibt noch andre Mittel, stillere,Wodurch sich die Beherrscherin von EnglandVor meinem Anspruch Ruhe schaffen kann.Eh’ sich ein Henker für mich findet, wirdNoch eher sich ein Mörder dingen lassen.–Das ist’s, wovor ich zittre, Sir! und nieSetz ich des Bechers Rand an meine Lippen,Daß nicht ein Schauder mich ergreift, er könnteKredenzt sein von der Liebe meiner Schwester.

Mortimer.

Nicht offenbarm, noch heimlich soll’s dem MordGelingen, Euer Leben anzutasten.Seid ohne Furcht! Bereitet ist schon alles,Zwölf edle Jünglinge des Landes sindIn meinem Bündnis, haben heute frühDas Sakrament darauf empfangen, EuchMit starkem Arm aus diesem Schloß zu führen.Graf Aubespine, der Abgesandte Frankreichs,Weiß um den Bund, er bietet selbst die Hände,Und sein Palast ist’s, wo wir uns versammeln.

Maria.

Ihr macht mich zittern, Sir – doch nicht für Freude.Mir fliegt ein böses Ahnen durch das Herz.Was unternehmt Ihr? Wißt ihr’s? Schrecken euchNicht Babingtons, nicht Tichburns blut’ge Häupter,Auf Londons Brücke warnend aufgesteckt,Nicht das Verderben der Unzähligen,Die ihren Tod in gleichem Wagstück fandenUnd meine Ketten schwerer nur gemacht?Unglücklicher, verführter Jüngling – flieht!Flieht, wenn’s noch Zeit ist – wenn der Späher BurleighNicht jetzt schon Kundschaft hat von euch, nicht schonIn eure Mitte den Verräter mischte.Flieht aus dem Reiche schnell! Marien StuartHat noch kein Glücklicher beschützt.

Mortimer.

Mich schreckenNicht Babingtons, nicht Tichburns blut’ge Häupter,Auf Londons Brücke warnend aufgesteckt,Nicht das Verderben der unzähl’gen andern,Die ihren Tod in gleichem Wagstück fanden;Sie fanden auch darin den ew’gen Ruhm,Und Glück schon ist’s, für Eure Rettung sterben.

Maria.

Umsonst! Mich rettet nicht Gewalt, nicht List.Der Feind ist wachsam, und die Macht ist sein.Nicht Paulet nur und seiner Wächter Schar,Ganz England hütet meines Kerkers Tore.Der freie Wille der Elisabeth alleinKann sie mir auftun.

Mortimer.

O das hoffet nie!

Maria.

Ein einz’ger Mann lebt, der sie öffnen kann.

Mortimer.

O nennt mir diesen Mann —

Maria.

Graf Leicester.

Mortimer(tritt erstaunt zurück).

Leicester!Graf Leicester! – Euer blutigster Verfolger,Der Günstling der Elisabeth – von diesem —

Maria.

Bin ich zu retten, ist’s allein durch ihn.– Geht zu ihm. Öffnet Euch ihm frei,Und zur Gewähr, daß ich’s bin, die Euch sendet,Bringt ihm dies Schreiben. Es enthält mein Bildnis.

(Sie zieht ein Papier aus dem Busen, Mortimer tritt zurück und zögert es anzunehmen.)

Nehmt hin. Ich trag es lange schon bei mir,Weil Eures Oheims strenge WachsamkeitMir jeden Weg zu ihm gehemmt – Euch sandteMein guter Engel —

Mortimer.

Königin – dies Rätsel —Erklärt es mir —

Maria.

Graf Leicester wird’s Euch lösen.Vertraut ihm, er wird Euch vertraun – Wer kommt?

Kennedy(eilfertig eintretend).

Sir Paulet naht mit einem Herrn vom Hofe.

Mortimer.

Es ist Lord Burleigh. Faßt Euch, Königin!Hört es mit Gleichmut an, was er Euch bringt.

(Er entfernt sich durch eine Seitentür, Kennedy folgt ihm.)

Siebenter Auftritt

Maria, Lord Burleigh, Großschatzmeister von England, und Ritter Paulet.


Paulet.

Ihr wünschtet heut Gewißheit Eures Schicksals,Gewißheit bringt Euch Seine HerrlichkeitMylord von Burleigh. Tragt sei mit Ergebung.

Maria.

Mit Würde, hoff ich, die der Unschuld ziemt.

Burleigh.

Ich komme als Gesandter des Gerichts.

Maria.

Lord Burleigh leiht dienstfertig dem Gerichte,Dem er den Geist geliehn, nun auch den Mund.

Paulet.

Ihr sprecht, als wüßtet Ihr bereits das Urteil.

Maria.

Da es Lord Burleigh bringt, so weiß ich es.– Zur Sache, Sir.

Burleigh.

Ihr habt Euch dem GerichtDer Zweiundvierzig unterworfen, Lady —

Maria.

Verzeiht, Mylord, daß ich Euch gleich zu AnfangIns Wort muß fallen – Unterworfen hätt’ ich michDem Richterspruch der Zweiundvierzig, sagt Ihr?Ich habe keineswegs mich unterworfen.Nie konnt’ ich das – ich konnte meinem Rang,Der Würde meines Volkes und meines SohnesUnd aller Fürsten nicht so viel vergeben.Verordnet ist im englischen Gesetz,Daß jeder Angeklagte durch GeschworneVon seinesgleichen soll gerichtet werden.Wer in der Committee ist meinesgleichen?Nur Könige sind meine Peers.

Burleigh.

Ihr hörtetDie Klageartikel an, ließt Euch darüberVernehmen vor Gerichte —

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