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Der Räuber
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Der Räuber


„Na und? Was hat dir der Nachbarn getan?“

„Hm!“ „Na gut…“, gibt der andere nach.

Er macht sich an der Tür zu schaffen. Unterdessen hat sich der erste eine Zigarette angesteckt. Ich rieche den Rauch.

„Alles klar… wie im Lehrbuch! Hier kommt keiner leben raus!“

„Wenn wir Glück haben, kümmern sich unsere schlauen Auftraggeber nicht um solche Kleinigkeiten.“

Die Türen des Fahrstuhls öffnen sich geräuschvoll und ich bleibe allein zurück.

Was würde der Filmheld jetzt an meiner Stelle tun? Er würde aufspringen, im Zimmer die Granate finden, sie entschärfen und den miesen Typen hinterherwerfen. Solche Granatfallen sind doch nichts Besonderes, oder? Genauso gut kann man sie auch werfen, wenn die Typen den Hauseingang verlassen. Das hätte der Held des Actionfilms sicher auch getan. Aber ich bin kein Filmheld und nicht in der Lage, die Drähte zu lösen. Ich habe während meiner einjährigen Zeit beim Wehrdienst zweimal mit der Maschinenpistole geschossen. Granaten bekam ich keine zu Gesicht, höchstens im Film

Deshalb sitze ich immer noch auf der Treppe. Auf dem Hof klappern die Türen und der Motor der startenden Fahrzeuge heult auf. Dann sehe ich draußen am Fenster den Feuerschein. Ich muss nicht aus dem Fenster sehen, um zu wissen, was passiert ist. Der Mazda von Galperin steht in Flammen. Mit dem Rauch verflüchtigt sich die letzte Hoffnung, aus diesem Albtraum auszubrechen.

Ich weiß nicht, wie lange ich auf der Treppe saß. Keine Wohnungstür öffnete sich und im Haus was es totenstill, so als ob keiner der Bewohner mehr unter den Lebenden weilte. Wahrscheinlich sind sie alle aus der Stadt geflüchtet. Ich kam erst zu mir, als ich großen Durst verspürte. Aber ich hatte nichts dabei. Ich stehe auf, es knackt in den Knochen und die Muskeln schmerzen. Wie sitze ich schon hier?

Der Mazda brennt nicht mehr, er raucht. Der üble Geruch steigt aus den Fenstern auf und verteilt sich auf dem Hof. Die Leichen der Freunde sehe ich nicht. Vermutlich befanden sie sich in der Fahrerkabine. Wohin jetzt? Am Gürtel die leere Feldflasche, in der Hosentasche das Messer. Das ist alles, was ich besitze. Kein Essen, kein Wasser… nichts.

Ich biege um die Ecke und gehe zum geplünderten Geschäft, in dem ich das Mineralwasser gefunden hatte. Wenigsten das!

Seltsam auf dem Weg zum Geschäft sehe ich kein einziges Auto und treffe keine Menschenseele. Die Stadt ist wie ausgestorben. Ich überquere die Straße und steuere auf das Geschäft zu. An der Hauswand entdecke ich einen frischen Kratzer und Farbe. Sieht aus, als ob hier ein Auto knapp vorbeigeschrammt ist. Da ist ja auch das Auto… der Fahrer es nicht weit gekommen. Die Kugeln haben die Fenster zerfetzt und die Tür ist mit Einschüssen übersät. Dieser Geruch… Es riecht nach Blut! Die Frontscheibe ist mit roten Flecken bedeckt, das Blut ist auch an das rechte Seitenfenster gespritzt. Ich überwinde meinen Abscheu, laufe um das Auto herum und sehe vorsichtig hinein. Dem Fahrer ist es schlecht ergangen, seine letzte Fahrt war kurz. Der schwere Mann liegt vornüber auf dem Lenkrad und der Kopf ist auf die Konsole gekracht. Wie hat dieser Riese hinter das Lenkrad gepasst? Kein Wunder, dass sie ihn sofort erschossen haben. Dieser bärenstarke Kerl hätte viel Ärger machen können. Die Taschen sind umgestülpt. Das Handschuhfach ist aufgeklappt. Auf dem Rücksitz liegen neben den ausgeweideten Taschen, ein paar Kleidungsstückes sowie Schraubenschlüssel und Schraubenzieher verstreut. Ja, der Junge hatte es offenbar eilig, aber er war nicht schnell genug. Der Kofferraum ist auch geöffnet. Außer einem Ersatzrad ist er jedoch leer.

Mir wird schlecht. Ich entferne mich schnell, um mich nicht zu übergeben. Eigentlich kein Anlass zur Sorge, der Magen ist leer. Ich habe seit gestern nichts gegessen.

Aha, da ist das Geschäft. Hier ist alles beim Alten, die ausgeschlachteten Geschäftsräume interessieren hier niemanden. Auch die Mineralwasserflaschen sind unversehrt! Ich greife gierig nach der erstbesten Flasche und trinke, bis es mir wieder bessergeht. Die Flasche ist fast leer.

Leider kann ich höchstens drei oder vier Flaschen tragen. Mein Gott, ich bin bescheuert. Im Auto hatte eine große Tasche gelegen, offensichtlich ohne Blutflecken. Im Laufschritt zurück! Ich greife mir die Tasche und hebe außerdem Schraubenschlüssel, Schraubenzieher und Flachzangen vom Boden auf. Warum? Werkzeug kann man immer gebrauchen. Jetzt aber wieder ins Geschäft.

In der Tasche kamen sieben Flaschen Wasser, ein paar Päckchen Zwieback und ein Päckchen Graupen unter, nicht gerade viel. Mehr war hier auch nicht mehr aufzutreiben. Ich sehe mich um. Die Leiche riecht bereits streng. Vielleicht kommt es mir nur so vor.

Das war doch noch was? Es fällt mir nicht ein. Ich hatte etwas gesehen und es ging mir durch den Kopf, aber mir wollte einfach nicht einfallen, was… Endlich, nachdem ich das Geschäft längst verlassen habe, geht mir ein Licht auf. Die Jacke! Ich hätte die Jacke des toten Fahrers mitnehmen sollen. Sie hatte auf dem Boden gelegen. Blutbefleckt! So was würde ich nie anziehen! „Ekelst du dich etwa?“ stichelt meine innere Stimme. „Hast du vor, im Hemd in der Kälte herumzulaufen? Was für ein abgehärteter Muskelprotz!“

Ich friere im Moment überhaupt nicht. Tagsüber klappern die Zähne jedenfalls nicht.

Und wie war die Nacht auf der Treppe? Kein Durchzug, aber es war auch nicht besonders warm. Außerdem hatte ich ein Dach über dem Kopf, in einem Wohnhaus mit beheizten Räumen. Der Rückweg an diesen Ort ist bereits vermint. Ich kann doch nicht einfach bei den Nachbarn anklopfen. Entschuldigen Sie, man hat gestern versucht, mich umzubringen. Wäre es möglich, dass ich eine Weile bei Ihnen einziehe? Die Antwort kann ich mir vorstellen.

Ach, übrigens! Wohin gehe ich jetzt? Zu einem Kollegen? Um mir dort meine Kugel abzuholen? Es gibt scheinbar eine Fahndungsliste für uns, die sicher mehr als drei Namen enthält. Übrigens die Namen der Kollegen, mit denen ich zuletzt zusammengearbeitet habe. Die „Gäste“ werden deshalb auch an anderen, mir bekannten Orten auf mich warten.

Wohin? Ich habe keine Vorstellung. Soll ich mich in einem Keller verkriechen wie ein Obdachloser? Na und, unsere Keller sind nicht die schlechteste Variante, sogar Büroräume werden heute in Kellern eingerichtet. Sie haben meistens Eisentüren, aber ich bin mit Werkzeug ausgerüstet. Es ist nicht weit bis zum nächsten Kellerbüro, das ich kenne.

Ich bin kein talentierter Einbrecher. Beim Versuch, die Eisentür zu öffnen, gelang es mir lediglich, den Schmuckbeschlag vom Schlüsselloch zu reißen. Dann stieß ich auf massives Eisen, mit dem ich nichts anzufangen wusste. Der Versuche, das Schloss mit einem zurechtgebogenen Drahtdietrich aufzuschließen, scheitert daran, dass ich keinen hatte. Und wie hätte ich den Draht auch biegen sollen? Eher nicht im rechten Winkel… Ich mühte mich zwei Stunden vergeblich, dann gab ich auf, setzte mich auf die Treppenstufen und öffnete eine Büchse Babynahrung. Kein Grund, Witze zu machen. Ich möchte nicht wissen, was andere in dieser Situation getan hätten.

Das Fenster? Ist vergittert. Mist… was tun? Schade, dass ich keine Brechstange habe.

Wo soll ich nach Werkzeugen suchen? Im Hafen, wo sonst? Die Geschäfte sind alle geschlossen. Bis zum Hafen ist es weit. Ich suche lieber in der Nähe. Die Baustelle! Da findet sich bestimmt eine Brechstange, außerdem gibt es da sicher viele andere nützliche Dinge. Also los. Aber wohin? Ich weiß nicht, wo die nächste Baustelle ist. Auf der Busfahrt hatte ich aber doch eine Baustelle gesehen! Bei Einbruch der Nacht könnte ich sie erreichen. Und dann? Was bleibt mir anderes übrig? Gut, ich habe ja nichts zu tun. Dann gehe ich eben zur Baustelle. Die Vorräte schleppe ich aber nicht alle mit. Kann sein, dass ich dort etwas Nützliches auftreibe. Ich brauche Platz, um es mitzunehmen. Ich verstecke das Mineralwasser, die Feldflasche und das Paket Zwieback unter der Treppe, die in den Keller führt. Von der Straße sind sie nicht zu sehen und Wurst, die andere Lebewesen interessieren könnte, ist nicht dabei. Ich nehme nur die leere Tasche und eine Flasche Mineralwasser mit. Morgen habe ich das Brecheisen und erhole mich in meiner neuen Unterkunft.

Kapitel 2

Mein Ausflug zur Baustelle war kein leichter und ungetrübter Spaziergang. Auf halbem Weg stieß ich auf eine wilde Schießerei und ganz in der Nähe zischte eine Kugel an mir vorbei. Ich hätte nie gedacht, dass ich so schnell laufen kann! Ich versteckte mich hinter einer verlassenen Garage, bis die unsichtbaren Streithähne ihre Auseinandersetzung beendet hatten. Es dauerte fast eine Stunde. Dann krachte eine Salve (ich glaube, es war keine Maschinenpistole) und es wurde still. Bislang war immer mit Gewehren und Pistolen geschossen worden.

Ich wartete eine weitere Stunde, ehe ich mich aus meinem Versteck wagte. Es war still, kein Schusswechsel. Wer hier gewonnen hatte, war mir gleichgültig. Hauptsache es fliegen keine Kugeln und ich kann weitergehen. Ich stecke den Kopf aus der Garage und sehe mich um. Niemand da. Ich laufe schnell zum nächsten Haus hinüber. Nach einer halben Stunde sehe ich über den Dächern, den ersten Kran. Geschafft! Das ist die Baustelle. Jetzt wird es schneller gehen! Ich finde die Brechstange und andere nützliche Dinge und kann zurückkehren. Sehr wahrscheinlich habe ich heute Nacht ein Dach über dem Kopf.

Ich biege um die Hausecke.

„Halt!“

Wer ist das denn?

Zwei Männer in Lederjacken. Einer hat ein Jagdgewehr, bei dem anderen ist keine Waffe auszumachen.

„He, was soll das?“

„Komm her!“

Ich gehe langsam auf sie zu und versuche, Abstand zu halten. Aber ich habe keine Chance, der mit der Waffe winkt nachdrücklich mit dem Gewehrlauf. Mach keinen Unsinn. Sie entreißen mir die Tasche und stülpen sie um. Der Kerl, der sie durchsucht, bolzt die herausgefallene Mineralwasserflasche verächtlich zur Seite.

„Ist das alles? Was hast du in den Taschen?“

Aber auch hier befindet sich nichts Wertvolles. Die Schraubenschlüsse interessieren die Typen nicht.

„Ist das dein Ernst?! Wo ist der Kies!“

„Aber… ich habe keinen!“

Peng! Der Gewehrkolben kracht mit voller Kraft unter meinen Brustkorb.

Uh … Aua!

„Was soll das… ich habe Ihnen nichts getan!“

„Du Mistkerl, wo wohnst du?“

„Lärchenallee 5, Wohnung 15.“

Die Männer sehen sich an.

„Wo ist das?“

„Weit weg… Was kann ein Junkie wie der schon besitzen? Eh, aufstehen!“

Sie treten auf mich ein und zwingen mich, die Tasche von der Straße aufzuheben. Ein Schlag auf die Schulter weist mir die Richtung.

Wir liefen nicht lange, da stieg mir Rauch in die Nase. Als wir um die Ecke biegen, stehen wir vor einem langen Zaun mit Stacheldraht. Wir laufen den Zaun entlang, biegen wieder um die Ecke und gehen direkt auf das Tor zu. Es ist verschlossen. Am Tor sitzen mehrere Männer um ein Lagerfeuer. Alle sind bewaffnet und tragen überwiegend Jagdgewehre.

„Оh! Grüß dich, Mitja! Wen hast du da angeschleppt?“

„Ach, nur einen Penner. Bringen wir ihn zu den anderen.“