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Das doppelte Lottchen / Близнецы. Книга для чтения на немецком языке
Das doppelte Lottchen / Близнецы. Книга для чтения на немецком языке
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Das doppelte Lottchen / Близнецы. Книга для чтения на немецком языке

„Wieso seltsam?“, fragt die Köchin. „Wo doch die eine aus München stammt und die andere aus Wien?“

Frau Muthesius sagt freundlich: „Zwei Mädchen, die einander so ähnlich schauen, werden sicher gute Freundinnen. Kommt, gebt euch die Hand!“

„Nein!“, ruft Luise und verschränkt die Arme hinter dem Rücken.

Frau Muthesius zuckt die Achseln, denkt nach und sagt:

„Ihr könnt gehen.“

Luise rennt zur Tür, reißt sie auf und stürmt hinaus. Lotte will langsam das Zimmer verlassen.

„Noch einen Augenblick, Lottchen“, meint die Leiterin. Sie schlägt ein großes Buch auf.

„Ich kann gleich deinen Namen eintragen. Und wann und wo du geboren bist. Und wie deine Eltern heißen.“

„Ich hab nur noch eine Mutti“, flüstert Lotte.

„Zuerst also dein Geburtstag!“

Lotte geht den Korridor entlang, steigt die Treppen hinauf, öffnet eine Tür und steht im Schrankzimmer. Ihr Koffer ist noch nicht ausgepackt. Sie fängt an, ihre Kleider, Hemden, Schürzen und Strümpfe in den Schrank zu tun.

Lotte hält die Fotografie einer jungen Frau in der Hand. Sie schaut das Bild zärtlich an und versteckt es sorgfältig unter den Schürzen. Als sie den Schrank schließen will, fällt ihr Blick auf einen Spiegel an der Innenwand der Tür. Ernst und forschend mustert sie sich, als sähe sie sich zum ersten Mal. Dann wirft sie plötzlich die Zöpfe weit nach und streicht das Haar so, dass es dem Schopf[15 - der Schopf – вихор, чёлка] Luise Palfys ähnlich wird.

Irgendwo schlägt eine Tür. Schnell, wie ertappt[16 - wie ertappt – как будто её застигли на месте преступления], lässt Lotte die Hände sinken.

Luise hockt mit ihren Freundinnen auf der Gartenmauer und hat eine strenge Falte über der Nasenwurzel.

„Ich ließe mir das nicht gefallen“[17 - Ich ließe mir das nicht gefallen – Я бы не стала это терпеть.], sagt Trude, ihre Klassenkameradin.“Da kommt sie frech mit deinem Gesicht daher!“

„Was soll ich denn machen?“, fragt Luise böse.

„Zerkratz es ihr!“, schlägt Monika vor. „Das Beste wird sein, du beißt ihr die Nase ab!“, rät Christine. „Dann bist du den ganzen Ärger mit einem Schlag los!“[18 - Dann bist du den ganzen Ärger mit einem Schlag los! – Таким образом, ты сразу избавишься от всех неприятностей!] Dabei baumelt sie gemütlich mit den Beinen.

„Einem so die Ferien zu verhunzen[19 - verhunzen – испортить]!“, murmelt Luise, aufrichtig verbittert.

„Sie kann doch nichts dafür“, erklärt die pausbäckige Steffie. „Wenn nun jemand käme und sähe wie ich aus…“[20 - Wenn nun jemand käme und sähe wie ich aus… – Если бы кто-то приехал и выглядел бы так, как я…]

Trude lacht. „Du glaubst doch selber nicht, dass jemand so blöd wäre, mit deinem Kopf herumzulaufen.“[21 - Du glaubst doch selber nicht, dass jemand so blöd wäre, mit deinem Kopf herumzulaufen. – Неужели ты думаешь, что найдётся такой дурак, кто захочет разгуливать с твоей головой?]

Steffie schmollt. Die anderen lachen. Sogar Luise verzieht das Gesicht.

Da ertönt der Gong. Und die Mädchen springen von der Mauer herunter.

Frau Muthesius sagt im Speisesaal zu Fräulein Ulrike: „Wir wollen unsere kleinen Dop-pelgängerinnen nebeneinander setzen. Vielleicht hilft eine Radikalkur!“

Die Kinder strömen lärmend in den Saal. Stühle werden gerückt. Die Mädchen, die Dienst haben, tragen dampfende Terrinen zu den Tischen. Andere füllen die Teller. Fräulein Ulrike tritt hinter Luise und Trude, tippt leicht Trude auf die Schulter und sagt: „Du setzt dich neben Hilde Sturm.“

Trude dreht sich um und will etwas antworten. „Aber…“

„Keine Widerrede, ja?“ Trude zuckt die Achseln, steht auf und zieht unzufrieden um.

Die Löffel klappern. Der Platz neben Luise ist leer. Erstaunlich, wie viele Blicke ein leerer Platz auf sich lenken kann.

Dann schwenken[22 - alle Blicke schwenken zur Tür – все взгляды обращаются на дверь], wie auf Kommando, alle Blicke zur Tür. Lotte ist eingetreten.

„Da bist du ja endlich“, sagt Fräulein Ulrike. „Komm, ich will dir deinen Platz zeigen.“ Sie bringt das stille, ernste Zopfmädchen zum Tisch. Luise blickt nicht hoch, sondern isst wütend ihre Suppe in sich hinein. Lotte setzt sich folgsam neben Luise und greift zum Löffel, obwohl ihr der Hals wie zugeschnürt ist[23 - der Hals ist wie zugeschnürt – в горле ком стоит].

Die anderen kleinen Mädchen schielen hingerissen zu dem merkwürdigen Paar hinüber. Ein Kalb mit zwei bis drei Köpfen könnte nicht interessanter sein. Der dicken, pausbäckigen Steffie steht vor lauter Spannung[24 - vor lauter Spannung – от любопытства] der Mund offen.

Luise kann sich nicht länger bezähmen. Und sie will’s auch gar nicht. Mit aller Kraft tritt sie unterm Tisch auf Lottes Fuß!

Lotte zuckt vor Schmerz zusammen und presst die Lippen fest aufeinander.

Am Tisch der Erwachsenen sagt die Helferin Gerda kopfschüttelnd: „Es ist nicht zu fassen! Zwei wildfremde Mädchen und eine solche Ähnlichkeit!“

Frau Muthesius schaut nachdenklich zu dem Tisch hinüber, an dem die zwei kleinen Mädchen sitzen. Dann sagt sie: „Lotte Körner bekommt das Bett neben Luise Palfy! Sie werden sich aneinander gewöhnen müssen.“

Es ist Nacht. Und alle Kinder schlafen. Bis auf zwei.

Diese zwei tun, als schliefen sie fest[25 - tun, als schliefen sie fest – делают вид , будто крепко спят], liegen aber mit offenen Augen da und starren vor sich hin.

Luise blickt böse auf die silbernen Kringel, die der Mond auf ihr Bett malt. Plötzlich spitzt sie die Ohren. Sie hört leises, krampfhaft unterdrücktes Weinen[26 - krampfhaft unterdrücktes Weinen – с трудом сдерживаемый плач].

Lotte presst die Hände auf den Mund. Was hatte ihr die Mutter beim Abschied gesagt: „Ich freue mich so, dass du ein paar Wochen mit vielen fröhlichen Kindern zusammen sein wirst! Du bist zu ernst für dein Alter, Lottchen! Viel zu ernst! Ich weiß, es liegt nicht an dir[27 - es liegt nicht an dir – дело не в тебе (ты не виновата)]. Es liegt an mir. An meinem Beruf. Ich bin zu wenig zu Hause. Wenn ich heimkomme, bin ich müde. Und du hast inzwischen nicht gespielt wie andere Kinder, sondern gewaschen, gekocht, den Tisch gedeckt. Komm bitte fröhlich zurück, mein Hausmütterchen!“ Und nun liegt sie hier neben einem bösen Mädchen, das sie hasst, weil sie ihm ähnlich sieht. Sie seufzt leise und schluchzt vor sich hin. Plötzlich streicht eine kleine fremde Hand ihr Haar! Lottchen wird stocksteif vor Schreck[28 - stocksteif vor Schreck – замерла от страха]. Vor Schreck? Luises Hand streichelt schüchtern weiter.

Der Mond schaut durchs große Schlafsaalfenster und staunt. Da liegen zwei kleine Mädchen nebeneinander, die sich nicht anzusehen wagen, und die eine, die eben noch weinte, tastet jetzt mit ihrer Hand ganz langsam nach der streichelnden Hand der anderen.

„Na gut“, denkt der alte silberne Mond. „Da kann ich ruhig untergehen!“ Und das tut er denn auch.

Aufgaben

Fragen:

1.Wie heißt das Buch?

2.Wie kann man den Titel ins Russische übersetzen?

3.Wer ist der Autor des Buches?

4.Ist der Autor weltberühmt? Ist er in Russland bekannt?

5.Welche weltbekannten Kinderbücher hat er geschrieben? Welche Bücher von E. Kästner sind ins Russische ([А-Я])übersetzt?

6.Wieviel Seiten und wieviel Kapitel hat das Buch? Hat das Buch Bilder?

7.Ist der Anfang der Geschichte spannend?

Ist das richtig?