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Drei Kameraden / Три товарища. Книга для чтения на немецком языке
Drei Kameraden / Три товарища. Книга для чтения на немецком языке
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Drei Kameraden / Три товарища. Книга для чтения на немецком языке

»Also verkauft«, grinste Jupp.

»Ich fahre jetzt zum Essen«, sagte ich, »aber wehe, wenn du den andern was sagst, bevor ich zurück bin.«

»Herr Lohkamp«, beteuerte er und wirbelte den Taler durch die Luft, »ich bin ein Grab.«

»So siehst du aus«, sagte ich und gab Gas.

Als ich auf den Hof zurückkam, machte Jupp mir ein Zeichen. »Was ist los?« fragte ich. »Hast du den Schnäbel nicht gehalten?«

»Herr Lohkamp! Wie Eisen!« Er grinste. »Nur – der Fordfritze ist drin.«

Ich ließ den Cadillac auf dem Hof stehen und ging in die Werkstatt. Der Bäckermeister war da und beugte sich gerade über ein Buch mit Farbproben. Er trug einen karierten Gürtelmantel mit breitem Trauerflor. Neben ihm stand eine hübsche Person mit hurtigen schwarzen Augen, einem offenen Mäntelchen mit verrupftem Kaninchenfellbesatz und zu kleinen Lackschuhen. Die schwarze Person war für leuchtendes Zinnober; aber der Bäcker hatte gegen Rot Bedenken, weil er doch in Trauer war. Er schlug ein fahles Gelbgrau vor.

»Ach was«, maulte die Schwarze, »ein Ford muß auffallend lackiert sein. Sonst sieht er nach nichts aus.«

Sie schickte verschwörerische Blicke nach uns aus, zuckte mit den Achseln, als der Bäcker sich bückte, verzog den Mund und blinzelte uns zu. Ein munteres Kind! Schließlich einigten sich beide auf Resedagrün. Das Mädchen wollte ein helles Verdeck dazu haben. Doch da wurde der Bäckermeister stark: Irgendwo sollte die Trauer herauskommen. Er setzte ein schwarzes Lederverdeck durch. Dabei machte er nebenbei noch ein Geschäft; denn er bekam das Verdeck ja gratis und Leder war teurer als Stoff.

Die beiden gingen. Aber auf dem Hof gab es noch einen Aufenthalt. Die Schwarze hatte den Cadillac kaum erblickt, als sie drauflos schoß. »Sieh mal, Puppi, das ist ein Wagen! Fabelhaft! Das lass’ ich mir gefallen!«

Im nächsten Augenblick hatte sie die Tür schon offen und saß drin, schielend vor Begeisterung. »Das sind Sitze! Kolossal! Wie Klubsessel! Das ist was anderes als der Ford!«

»Na, komm schon«, sagte Puppi mißmutig.

Lenz stieß mich an – ich sollte in Aktion treten und versuchen, dem Bäcker den Wagen aufzuhängen. Ich sah Gottfried von oben herab an und schwieg. Er stieß stärker. Ich stieß zurück und drehte ihm den Rücken zu.

Mit Mühe bekam der Bäcker sein schwarzes Juwel endlich aus dem Wagen und zog etwas gekränkt und stark verärgert ab.

Wir sahen dem Paar nach. »Ein Mann von schnellen Entschlüssen!« sagte ich. »Reparierter Wagen – neue Frau – alle Achtung!«

»Na«, meinte Köster, »an der wird er noch Freude haben.«

Kaum waren die beiden um die Ecke, da blubberte Gottfried los. »Bist du denn ganz von Gott verlassen, Robby? Verpaßt so eine Gelegenheit! Das war doch ein Schulbeispiel, wie man anspringen muß!«

»Unteroffizier Lenz«, erwiderte ich, »nehmen Sie die Knochen zusammen, wenn Sie mit einem Vorgesetzten reden! Glauben Sie, ich bin ein Bigamist und verheirate den Wagen zweimal?«

Es war ein großer Moment, Gottfried dastehen zu sehen. Er machte Augen wie Teller. »Treib keinen Scherz mit heiligen Dingen«, stotterte er.

Ich beachtete ihn gar nicht, sondern wandte mich an Köster. »Otto, nimm Abschied von unserm Cadillac-Kinde! Es gehört nicht mehr uns. Es wird der Unterhosenbranche fortan Glanz verleihen! Hoffe, daß es ein gutes Leben dort haben wird! Nicht so heldisch wie bei uns – dafür aber sicherer.«

Ich zog den Scheck heraus. Lenz fiel beinahe auseinander.

»Doch nicht – was? Etwa – bezahlt?« flüsterte er heiser.

»Was dachten Sie Anfänger denn?« fragte ich und schwenkte den Scheck hin und her. »Ratet!«

»Vier!« rief Lenz mit geschlossenen Augen.

»Vierfünf«, sagte Köster.

»Fünf«, schrie Jupp von der Pumpe aus herüber.

»Fünffünf«, schmetterte ich.

Lenz riß mir den Scheck aus der Hand. »Unmöglich! Wird bestimmt ungedeckt sein!«

»Herr Lenz«, sagte ich mit Würde, »der Scheck ist so sicher, wie Sie unsicher sind! Mein Freund Blumenthal ist für die zwanzigfache Summe gut. Mein Freund, verstehen Sie, bei dem ich morgen abend gefüllten Hecht esse. Nehmen Sie sich ein Beispiel daran! Freundschaft schließen, Vorauszahlung bekommen und zum Abendbrot eingeladen werden: das heißt verkaufen! So, jetzt können Sie rühren!«

Gottfried faßte sich mit Mühe. Er versuchte ein letztes. »Mein Inserat und das Amulett!«

Ich schob ihm die Medaille hin. »Hier hast du deine Hundemarke wieder. Hab’ sie ganz vergessen gehabt.«

»Du hast tadellos verkauft, Robby«, sagte Köster. »Gottlob, daß wir den Schlitten los sind. Können den Zaster verdammt gut gebrauchen.«

»Gibst du mir fünfzig Mark Vorschuß?« fragte ich.

»Hundert. Hast’s verdient.«

»Möchtest du nicht auch meinen grauen Mantel auf Vorschuß dazu haben?« fragte Gottfried mit zugekniffenen Augen.

»Möchtest du ins Krankenhaus, trauriger, indiskreter Bastard?« fragte ich zurück.

»Kinder, wir machen Schluß für heute!« schlug Köster vor. »Genug für einen Tag verdient! Man soll Gott auch nicht versuchen. Wollen mit Karl ‘rausfahren und zum Rennen trainieren.«

Jupp hatte längst seine Benzinpumpe im Stich gelassen. Er wischte sich aufgeregt die Hände. »Herr Köster, dann übernehme ich wohl solange hier wieder das Kommando, wie?«

»Nein, Jupp«, sagte Otto lachend, »du kommst mit!«

Wir fuhren zunächst zur Bank und gaben den Scheck ab. Lenz ruhte nicht, bis er wußte, daß er in Ordnung war. Dann hauten wir ab, daß die Funken aus dem Auspuff stoben.

VIII

Ich stand meiner Wirtin gegenüber. »Wo brennt’s?« fragte Frau Zalewski.

»Nirgendwo«, erwiderte ich. »Ich will nur meine Miete bezahlen.« Es war noch drei Tage zu früh, und Frau Zalewski fiel vor Erstaunen fast um, »Dahinter steckt doch was«, meinte sie argwöhnisch.

»Nicht die Spur«, erwiderte ich. »Kann ich heute abend mal die beiden Brokatsessel aus Ihrem Salon haben?«

Kampfbereit stemmte sie die Arme auf die dicken Hüften. »Da haben wir es! Gefällt Ihnen Ihr Zimmer nicht mehr?«

»Doch. Aber Ihre Brokatsessel gefallen mir besser.«

Ich erklärte ihr, daß ich vielleicht Besuch von einer Kusine bekäme und dazu das Zimmer gern etwas hübscher haben möchte. Sie lachte, daß ihr Busen nur so wogte. »Kusine«, wiederholte sie verächtlich, »und wann kommt die Kusine?«

»Es ist noch gar nicht sicher«, sagte ich, »aber wenn sie kommt, natürlich früh, frühabends, zum Essen. Warum soll es übrigens keine Kusinen geben, Frau Zalewski?«

»Es gibt schon welche«, erwiderte sie, »aber für die borgt man keine Sessel.«

»Ich wohl«, behauptete ich, »ich habe sehr viel Familiensinn.«