Welche Medien und wie lange diese genutzt werden, korrespondiert mit dem Bildungsstand der Eltern. So sehen Personen mit Hauptschulabschluss mehr als eine Stunde pro Tag länger fern als solche mit Abitur, während Letztere deutlich länger lesen und den Computer intensiver nutzen (vgl. KIM-Studie, 2006, S. 57).
In der KIM-Studie 2006 wurde ebenfalls gefragt, auf welches Medium die „Haupterzieher“ am wenigsten verzichten können. 58 Prozent nannten den Fernseher, und nur 10 Prozent gaben Bücher oder Zeitschriften an. Eltern wie Kinder entscheiden sich für den Fernseher als „Leitmedium“. An zweiter Stelle kommt bei den Eltern das Buch, bei Kindern ist es der Computer.
Vor dem Hintergrund einer Vorbildfunktion der Eltern wäre es interessant zu erfahren, ob es einen Zusammenhang zwischen den Medienpräferenzen der Eltern und denen der Kinder gibt. Solche Zusammenhänge konnten nachgewiesen werden: Bei Eltern, die eine enge Bindung an den Fernseher haben, ist dies überdurchschnittlich auch bei den Kindern zu beobachten. Dieser Zusammenhang gilt nicht nur für das Fernsehen, sondern auch für den Computer (vgl. KIM-Studie, 2006, S. 60).
Drei Viertel der Eltern meinen, Kinder sollten nur mit einem Filterprogramm im Internet unterwegs sein. Dass die Internetnutzung der Kinder eine Erziehungsaufgabe der Eltern ist, sieht dagegen nur eine Minderheit (14 Prozent), vielmehr wird diese Aufgabe in die Verantwortung der Schule gelegt (vgl. KIM-Studie, 2006, S. 64).
Die KIM-Studie belegt: Am liebsten treffen sich Kinder mit Freunden und spielen draußen. Erst auf den dritten Platz kommt das Medium Fernsehen. Die Studie zeigt auch: Die Dauer der Beschäftigung mit dem Computer steigt mit zunehmendem Alter.
Die Ausstattung der Haushalte mit Medien ist teilweise flächendeckend, die Medien werden von den Kindern genutzt, auch wenn nicht alle Medien in ihrem Zimmer vorhanden sind. Das Leitmedium der Kinder stellt das Fernsehen dar, wobei der Computer vor allen bei den Jungen zusehends beliebter wird.
Jugendliche sind multimedial vernetzt
Ein Bundesdeutscher ab 14 Jahren verbringt täglich etwa 600 Minuten mit Medien, das sind fast 10 Stunden, wobei Medien (z. B. Radio und Computer) parallel genutzt werden.
Die Medien werden über den Tag unterschiedlich intensiv gehört, gesehen oder genutzt. Der Hörfunk hat seinen Höhepunkt am frühen Morgen bis zum Nachmittag, das Fernsehen, obwohl die Programme ganztäglich gesendet werden, seinen Spitzenwert am Abend in der „Primetime“ (zur besten Sendezeit).
Kinder, die nach 1980 geboren sind, werden als „Digital Natives“ bezeichnet. Diese Generation wächst ganz anders mit Medien auf als ihre Eltern. Sie nutzen mehrere Medien gleichzeitig, sind die „Daumenkinder“, die in wenigen Sekunden Textnachrichten (SMS) versenden können, die auf dem einen Ohr den neuesten Song als MP3 hören und mit dem anderen Ohr übers Handy telefonieren. Auf diese Jugendlichen ist die (Medien-)Gesellschaft so nicht eingestellt, weil sie die erste Generation bilden, die in dieser Weise durch Medien sozialisiert ist. Das hängt auch damit zusammen, dass sich das Internet schneller als alle vorangegangenen Medien entwickelte und in der Gesellschaft durchsetzte: Brauchte das Radio etwa 40 Jahre, bis es 50 Millionen Nutzer erreichte, benötigte das Fernsehen dafür etwa 13 Jahre, der Computer immerhin noch 16 Jahre, erreichte das Internet in nur fünf Jahren die Grenze von 50 Millionen.
Das Internet wird nicht nur von der großen Mehrheit der Bevölkerung genutzt, es gibt auch keine repräsentativen Bevölkerungsschichten in Deutschland, die internetfern sind. Ganz praktisch bedeutet dies für die Forschung, dass ein Vergleich zwischen internetnahen und internetfernen Gruppen nicht mehr möglich ist, wenn z. B. Studien durchgeführt werden sollten, die den Einfluss des Internets auf die sprachliche Ausdrucksfähigkeit untersuchen.
Brauchte die Schriftkultur Jahrhunderte, um sich zu entwickeln, und hatte der Geist des Menschen genügend Zeit, sich daran anzupassen, war das Internet so schnell in der Entwicklung, dass nicht nur Linguisten darauf hinweisen, dass die Sprachkompetenz sich verändert – manche sagen nachlässt –, die elektronische Post die Briefkultur ablöst, die Schrift allgemein schludriger wird und offen ist, wie sich unserer Schriftkultur weiterentwickelt.
Und nicht nur Kulturpessimisten weisen darauf hin, dass das Führen eines Internettagebuches (Weblog) noch keine schriftstellerische Leistung darstellt. Viele Internetseiten sind gespickt mit grammatikalischen und sprachlichen Fehlern, trotz oder gerade weil es eine automatische Rechtschreibung gibt. Es zeigt sich ganz deutlich, dass der Computer und das Internet die Schriftkultur entscheidend verändern, aber nicht automatisch zum Besseren.
Zwischen 1980 und 2005 hat sich der Medienkonsum der Deutschen beinahe verdoppelt, von ursprünglich sechs auf mittlerweile zehn Stunden pro Tag.
Die durchschnittliche Lesezeit von 38 Minuten ist in den 80er-Jahren auf 28 Minuten zurückgegangen, seit etwa 15 Jahren jedoch relativ stabil geblieben. Die Tageszeitungen haben ein besonderes Problem: Sie werden in der Mehrzahl von älteren Personen gelesen, junge Menschen lesen Zeitungen wenig oder fast gar nicht. Die durchschnittliche Lesezeit wird nur dadurch stabil gehalten, weil die älteren Bevölkerungsteile die Zeitung länger lesen.
Ganz anders sehen die Zahlen beim Internet aus: Wie kein anderes Medium hat sich das Internet in den vergangenen 15 Jahren flächendeckend verbreitet, übrigens viel stärker als das Fernsehen. Etwa 61 Prozent der Deutschen über 14 Jahren sind bereits Internetnutzer, 42 Prozent surfen täglich (vgl. www.agof.de). Bei den Zielgruppen unter 30 Jahren werden sogar zwischen 90 und 97 Prozent Internetnutzer gezählt.
Die JIM-Studie von 2007 (Jugend, Information, [Multi-]Media) des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Süd-West (www.mpfs.de) belegt, dass Jugendliche den Computer höher einstufen und ihnen dieser wichtiger ist als Fernseher und Printmedien.
Die seit 1998 vom Forschungsverbund durchgeführte JIM-Studie untersucht den Medienalltag von Jugendlichen im Alter von 12 bis 19 Jahren und gibt nicht nur Auskunft über die Geräteausstattung oder zum Freizeitverhalten, sondern fragt auch nach den Medieninteressen der Jugendlichen. In der Studie von 2007 wurde, wie in den Vorjahren, eine repräsentative Stichprobe von 1024 Jugendlichen telefonisch befragt.
Wenn Jugendliche sich nicht mit Medien beschäftigten, dann sind sie am liebsten (86 Prozent) mit Freunden zusammen (vgl. JIM, 2007, S. 6) und betreiben gerne Sport, wobei Jungen aktiver als Mädchen sind. Während Jungen häufiger feiern gehen und öfter selber Musik machen, sind die Mädchen kreativer und gehen auch gerne einkaufen. Nur eine kleine Minderheit (3 Prozent) geht in Bibliotheken oder schreibt Briefe.
Die Medienausstattung der Jugendlichen ist umfassend und umfangreich. Fernseher, Handy, Computer (Laptop) oder CD-Player gibt es in allen Haushalten. Auch Digitalkameras sind flächendeckend im Einsatz, Videorekorder werden zunehmend durch den DVD-Rekorder abgelöst. Damit einher geht eine zunehmende Verbreitung von Flachbildschirmen, die mittlerweile in fast jedem dritten Haushalt zu finden sind (vgl. JIM, 2007, S. 8).
Nicht nur beim Fernsehen gibt es einen Trend vom Zweit- zum Drittgerät, mehrfach gibt es in den Haushalten Mobiltelefone, Computer und MP3-Player.
Die Studie gibt ferner Auskunft darüber, welche Medien den Jugendlichen gehören, die sie frei nutzen können. 94 Prozent der Jugendlichen besitzen ein eigenes Handy, insofern kann man heute von einer Vollversorgung bei den Jugendlichen sprechen, gefolgt vom MP3-Player mit 85 Prozent. Bereits 67 Prozent aller Jugendlichen können sich über einen eigenen Fernseher oder einen Computer freuen. Auch online haben die Jugendlichen in den vergangenen Jahren kräftig aufgeholt, 45 Prozent aller Jugendlichen besitzen einen eigenen Internetanschluss in ihrem Zimmer (vgl. JIM, 2007, S. 10).
In der Geräteausstattung gibt es noch Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen. Jungen haben öfter einen Fernseher, einen Computer, einen Internetzugang und Spielkonsolen, dafür verfügen Mädchen häufiger über Handy, MP3-Player oder Digitalkamera.
Wer über welche Medien verfügt, entscheidet sich nach dem Bildungsgrad. Fast drei Viertel der Hauptschüler verfügen über einen eigenen Fernseher im Zimmer im Gegensatz zu Gymnasiasten (60 Prozent). Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei den Spielkonsolen (vgl. JIM, 2007, S. 11).
Jugendliche nutzen am häufigsten den Fernseher (92 Prozent) mehrmals in der Woche, knapp dahinter folgt die Computernutzung (84 Prozent) und Handy sowie MP3-Player (82 Prozent). Mehr als drei Viertel aller Jugendlichen sind regelmäßig im Internet unterwegs. Aber auch Radio hören (74 Prozent) und Kassetten/Musik-CDs (75 Prozent) sind beliebte Beschäftigungen der Jugendlichen. Bücher (37 Prozent), Zeitschriften (31 Prozent), digitale Fotos (23 Prozent) rangieren deutlich dahinter.
Mit zunehmendem Alter verändert sich die Mediennutzung. Bücher und Comics, Hörspiele und Spielkonsolen werden von älteren Jugendlichen weniger genutzt, dafür lesen sie mehr Zeitung und nutzen Computer, Handy und Internet intensiver.
Beim Bücherlesen werden die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der Mediennutzung besonders deutlich: 48 Prozent der Mädchen lesen regelmäßig in der Freizeit ein Buch, bei den Jungen sind es nur 28 Prozent (vgl. JIM, 2007, S. 13).
Mädchen interessieren sich für Liebe und Freundschaft, Mode, Handy, Schule und Gesundheitsthemen. Ebenso können sich Mädchen stärker für die Themen Umweltschutz und Kultur begeistern. Jungen begeistern sich mehr für Sport, generell für alles rund um den Computer und interessieren sich mehr für Politik und Wirtschaftsthemen (vgl. JIM, 2007, S. 15).
Was wäre, wenn Jugendliche auf ein Medium verzichten müssten? Hier zeigen sich im Vergleich zu den Kindern deutliche Unterschiede, für die das Fernsehen das wichtigste Medium ist. Bei den Zwölf- bis 19-Jährigen landet das Fernsehen in seiner Bedeutung nur auf Platz vier hinter dem Spitzenreiter Computer, Internet und MP3-Player (JIM 2007, S. 16). Allerdings gibt es Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Jungen entscheiden sich eindeutig für den Computer, Mädchen setzen an die erste Stelle das Internet.
Mit Blick auf die vorangegangene Studie aus dem Jahr 2006 verliert das Fernsehen überproportional.
Der Computer ist also fest im Alltag der Jugendlichen integriert und mehr als die Hälfte der Jugendlichen (53 Prozent) nutzt den Computer für die Schule, dann erst folgen die Computerspiele mit 34 Prozent (vgl. JIM, 2007, S. 33).
Mädchen schreiben mehr und häufiger am Computer für die Schule als Jungen. Computerspiele sind eine Domäne der Jungen, die Hälfte spielt sie mehrmals pro Woche. Mit zunehmendem Alter der Jugendlichen geht das Interesse an den Computerspielen leicht zurück.
Das Bedürfnis nach Kommunikation ist sehr groß, wobei es Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen gibt: Ersteren ist die Kommunikation etwas wichtiger.
An erster Stelle stehen bei ihnen die Instant Messanger (72 Prozent), danach folgen E-Mail (60 Prozent) und Chat (30 Prozent). Weniger verbreitet sind bisher die typischen Web 2.0 Anwendungen wie Weblog und Foto- sowie Videoplattformen.
Die Internetnutzung wird auch hier durch den Bildungshintergrund beeinflusst. Gymnasiasten bedienen sich häufiger als Real- oder Hauptschüler des Internets als Recherchewerkzeug (vgl. JIM, 2007, S. 40).
Die weitaus meisten Jugendlichen wissen, was im Internet erlaubt und was verboten ist, ein Fünftel verfügt jedoch über keine eindeutigen Kenntnisse (vgl. JIM, 2007, S. 47).
Die Studie fragte auch nach der Glaubwürdigkeit der Inhalte des Internets. Sieben Prozent der Jugendlichen sind der Meinung, dass die Inhalte im Internet auf ihre Richtigkeit überprüft wurden, und 19 Prozent stimmen dem weitgehend zu. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass ein Viertel der Jugendlichen den Inhalten glaubt und eher unkritisch damit umgeht. Bei den Zwölf- bis 13-Jährigen ist die Zahl deutlich höher, hier meinen 40 Prozent, dass die Inhalte voll und ganz bzw. weitgehend geprüft wurden. Selbst ältere Jugendliche (18 bis 19 Jahre) haben ein großes Vertrauen in die Inhalte des Internets (15 Prozent). Werden diese Zahlen mit den Bildungsgruppen in Beziehung gesetzt, zeigt sich, dass 35 Prozent der Hauptschüler und 30 Prozent der Realschüler von der Richtigkeit der Inhalte überzeugt sind. Bei den Gymnasiasten sind es zwar weniger, mit 20 Prozent aber noch viele (JIM, 2007, S. 48). Bedenklich sind diese Zahlen, weil doch ein recht hoher Anteil sehr unkritisch mit den Inhalten im Internet umgeht.
Computer, Internet und Handy spielen für die Jugendlichen eine wichtige Rolle in ihrem Sozialisationsprozess. Gründe für ihre intensive Nutzung sind Bedürfnisse nach Kommunikation und Beziehung. Aber auch Langeweile und Einsamkeit helfen die Medien zu vermeiden. 36 Prozent der Jugendlichen nutzen das Internet, wenn ihnen langweilig ist, den Fernseher zu 27 Prozent, Bücher werden weder von Jungen (6 Prozent) noch von Mädchen (10 Prozent) als geeignete Mittel gegen Langeweile empfunden (vgl. JIM, 2007, S. 62). Bei Frust und Ärger hört ein Viertel der Jugendlichen Musik. Die Verhaltensweisen von Jungen und Mädchen sind in diesem Fall kaum verschieden, Jungen wenden sich wohl verstärkt dem Internet zu, während Mädchen doppelt so oft wie Jungen ihren Ärger am Telefon oder Handy besprechen (vgl. JIM, 2007, S. 62).
Ganz offensichtlich steht das Internet bei den Jungen im Alter von 12 bis 19 Jahren im Mittelpunkt der Medienaktivitäten. Die Medienwelt der Jugendlichen unterscheidet sich signifikant von denen der Kinder. Das Bedürfnis, sich auszutauschen und zu vernetzen, ist in dieser Altersgruppe besonders stark ausgeprägt. Zwar spielt das Fernsehen im Medienalltag eine sehr wichtige Rolle. Computer und Internet haben aber bereits die Dominanz des Fernsehens in einigen Bereichen gebrochen. Als positiv kann bewertet werden, dass der Computer zusehends als Lernmedium entdeckt und genutzt wird und er immer häufiger für schulische Belange eingesetzt wird. Allerdings zeigt sich auch, wie wichtig die Vermittlung von Medienkompetenz bei Zwölf- bis 19-Jährigen ist.
Die vorgestellten Daten zeigen, wie wichtig eine medienpädagogische Erziehung ist, die hiermit nicht nur angeregt, sondern angemahnt wird, denn dass die „Bilderwelten“ nicht ohne Folgen für Kinder und Jugendliche sind, sollte auch den größten Medienoptimisten nicht verborgen geblieben sein.
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