Gespannt seine Reaktion zu sehen, warf Abbie ihre Schlafzimmertür auf ... zu Stille. Er war eingepennt, Schuhe weggetreten, Football lief noch. Abbie lief auf ihren Zehenspitzen herüber und stellte sicher, dass er nur schlief und keinen medizinischen Notfall hatte. Sie war diejenige mit den Gesundheitsproblemen, nicht er, aber sie fühlte sich trotzdem besser, als sie ihn leise schnarchen hörte. Abbie rüttelte sanft an seiner Schulter.
»Parker. Parker, Schätzchen, ich bin fertig. Lass uns essen gehen.« Ihr Verlobter rührte sich nicht. Abbie seufzte. Er würde wütend sein, wenn sie ihn schlafen ließe, aber was sollte sie denn tun, ihn mit Wasser überschütten? Er brauchte offensichtlich die Erholung.
Sie schnappte die Steppdecke von ihrem Bett, deckte ihn zu und küsste seinen Kopf. Abbie holte ihr Handy und ihren E-Reader vom Couchtisch und stellte das Spiel aus. Sie streifte ihre Stöckelschuhe ab, tapste durch das winzige Apartment und öffnete die Vordertür.
»Ich bestelle imaharanisches Essen; wollt ihr Leute irgendetwas?«
Die zwei Wachmänner tauschten einen Blick aus. »Wir hatten den Eindruck, dass Sie beide ausgehen würden; die Kutsche ist für Sie bereit.«
Abbie hielt ein spöttisches Lächeln zurück. Sie hatte Kutschen satt, aber öffentliche Züge waren ein sicherheitstechnischer Alptraum, zu laufen war für Parker zu gefährlich und Autos waren im Schleier unmöglich. Eines Tages, wenn sie mit einer sauberen motorisierten Alternative herausrückten, die nicht jedem in der Stadt Asthma bescherte, wäre sie ganz vorne in der Schlange und besorgte sich eins.
»Unglücklicherweise findet sich Seine Majestät königlich erschöpft wieder und hat bedauerlicherweise auf dem royalen Sofa das Bewusstsein verloren, indes sich seine Verlobte fertig gemacht hat.«
Dean seufzte und schüttelte seinen Kopf, zog sein Handy heraus.
»Haben Sie ein paar Gedanken darüber, Dean?«
Er richtete sich auf. »Nein, Ma’am. Hier ist eine Liste mit genehmigten Restaurants ... Wie möchten Sie angesprochen werden?«
»Ms. Anderson ist in Ordnung hier.«
»Sehr wohl, Ms. Anderson. Wir hätten gerne Tu-Fut Ente und Neujahrs Hühnchen mit extra Reis.«
Waldo lehnte sich herüber, flüsterte etwas und Dean nickte.
»Und Ihr Verlobter mag aufgebrochene Eier Suppe und das Querbeet mit Nudeln. Es sollte ein Konto angelegt sein, um dafür zu bezahlen, unter Crawford. Wir werden jemanden schicken, um die Zubereitung zu beaufsichtigen.«
Abbie nickte und begann wieder hineinzugehen, drehte sich dann um.
»Sie dürfen im Dienst nicht trinken, oder?«
Sie schüttelten ihre Köpfe, zogen eine Grimasse.
»Na ja, wenn Sie fertig sind, da ist kaltes Bier in meinem Kühlschrank. Ich kann es nicht trinken, also werden Sie mir aushelfen müssen.«
Sie ging in ihr ruhiges Apartment zurück, querte zu ihrem Schlafzimmer und gab ihre Bestellung auf. Ihre Enttäuschung hallte laut in ihrem ruhigen Zimmer. Sie verstand es; sie verstand es vollkommen. Aber sie und Parker hatten noch immer so wenig Zeit zusammen. Sie sollte ihren Job nicht bis zum Zehnten Monat kündigen. Vielleicht sollte sie jetzt nach Orangiers ziehen. Dann wäre es nicht nur ein seltsames Wochenende hier und da. Sie hatte nicht das Geld, um viel hin und her zu fahren, und sie empfand es einfach nicht als richtig Parker für ihre Reisen zahlen zu lassen, noch nicht. Ehrlich gesagt würde das sogar nachdem sie verheiratet waren hart werden.
Sollte ich mich umziehen? Nee. Er kann den modischen Aufwand immer noch genießen, wann auch immer er aufwacht. Abbie rollte sich gedankenverloren im Bett zusammen. Sie konnte ihn durch die Tür sehen und versuchte zu lesen, aber ertappte sich dabei, wie sie einfach auf sein Gesicht starrte; solch ein attraktives Gesicht. Die letzten paar Wochen waren hart gewesen. Er hatte kaum Zeit gehabt sie anzurufen; ein paar Mal hatte sie bereits geschlafen, als er einen Moment gefunden hatte. Aufgrund seiner E-Mails wusste sie, dass er nachts nur fünf oder sechs Stunden Schlaf bekam. Es machte Sinn, dass er jedes Mal aus den Latschen kippte, wenn er genug entschleunigte, um sich auszuruhen.
Das leise Klopfen des Liefermädels schreckte sie auf und sie beeilte sich an die Tür zu gehen. Sie verteilte Schüsseln und Gabeln an Dean und Waldo, während sie den Rest des Essens innen weiterreichten. Obwohl sie sich ihr gegenüber immer höflich und angemessen verhielten, würde sie ihnen nicht unter anderen Umständen in einer dunklen Gasse begegnen wollen. Etwas lauerte knapp hinter ihren Lächeln, das ihr sagte, dass man es sich mit ihnen nicht verscherzen sollte, auch ohne ihren gigantischen Bizeps zu beachten. Sie war froh, dass sie auf derselben Seite war.
Abbie stellte ihr Essen in den Kühlschrank und begann zurück zu ihrem Schlafzimmer zu gehen, hielt dann inne. Wie oft ist er leibhaftig hier? Vorsichtig krabbelte sie über ihn und quetschte sich zwischen Parker und der Rückenlehne der Couch. Sie rollte sich neben ihm zusammen, ihr Kopf auf seiner Brust, ihr Arm über seiner Mitte. Seine war so köstlich flach im Vergleich mit ihrer. Er seufzte und sie lächelte, sog seinen ingwerartigen Duft, gemischt mit ihrem von der Steppdecke, ein. Werden so unsere Quartiere riechen? Nein, unser Haus wird wahrscheinlich langweilig riechen, nach Zitrone und Lavendel, weil irgendein wohlmeinender Haushälter alles fünfmal pro Tag fast zu Tode reinigt.
Ja, ein paar harte Wochen. Die Nachwehen der Ankündigung ihrer Verlobung waren flink gewesen; Rechtsexperten, Parlament und die Ratgeber des Palasts hatten widersprochen, obwohl die Unterstützung der allgemeinen Bevölkerung bei 70 Prozent lag. Rohnhart hatte Recht gehabt; es war ein Shitstorm. Und es war lange nicht vorbei. Gerade diese Woche war eine sechste Klage durch die Ravensdale Monarchy Preservation Society, einer Monarchie-Erhaltungsgesellschaft, gegen sie eingereicht worden. Als Orangierser war es ihnen nicht erlaubt Parker, den regierenden Monarchen, zu verklagen, aber sie konnten sie auf alle möglichen Arten und Weisen verklagen, also taten sie es, behaupteten, dass sie und Parker die Sprache des Vertrags verdrehten und sie verpflichtet war die Rolle der Königin zu spielen. Sie konnte nicht sehen, wie sie das alles innerhalb von sechs Monaten lösen würden.
Dennoch, während sie dort lag, seinem schlagenden Herzen und seinem gleichmäßigen Atem lauschte, seinen Körper an ihren gedrückt spürte, fühlte sie zum ersten Mal seit Wochen, dass es in Ordnung sein würde. Dass sie in Ordnung sein würden, zusammen. Ihr Apartment war oft still, aber in diesem Moment fühlte es sich auch friedlich an. Tränen der Dankbarkeit stiegen auf, aber sie blinzelte sie weg, schloss ihre Augen und schlief ein.
KAPITEL DREI
PARKERS SURRENDES HANDY weckte ihn. Er versuchte seine Hüfte anzuheben, um in seiner Gesäßtasche danach zu greifen, und fand, dass da eine Frau mit rostrotem Haar in einem fantastischen blauen Kleid auf seiner Brust schlief und damit die Bewegung behinderte.
Moment. Abbie ... Date Abend. Vergorene Fischabfälle.
Sie rührte sich. Ihr Haar roch nach Eukalyptus und Pfefferminz. Er schlang seine Arme um sie und drückte sie.
»Bevor ich dich dafür umbringe, dass du mich nicht geweckt hast, so dass ich dich zu einem anständigen Date ausführen konnte, hattest du ein nettes Schläfchen?«
»Zu deiner Information, ich habe versucht dich zu wecken. Es hat nicht funktioniert.«
»Wie viel Uhr ist es?«
»20.15 Uhr.«
»Lass uns gehen.«
»Was? Nein, jetzt ist es zu spät.«
»Ich habe für die ganze Nacht bezahlt. Lass uns gehen.«
Abbie seufzte. »Parker ...«
»Auf die Füße, Frau. Lass uns gehen!« Hierbei hob sie eine Augenbraue und er grinste. »Hilft es der Sache, wenn ich sage, dass du hinreißend aussiehst, und damit meine ich, dass ich dich in diesem Kleid langsam hinreißen möchte, in ungefähr sechs Monaten?«
Abbies Wangen erröteten. »Das ist eine sehr mehrdeutige Aussage; welche Definition von hinreißen benutzen wir? Wirst du mich mit Gewalt davontragen? Hast du vor mich auszurauben?«
»Nein, Liebling, die andere Definition; entzücken, mit intensivem Vergnügen erfüllen. Obwohl ich willens wäre eine der anderen – nicht die Schlimmste – zu gebrauchen, wenn du nicht von der Couch heruntergehst und deine hübschen Schuhe anziehst.« Sie drehte sich, um ihm direkt in die Augen zu blicken und er konnte ihre aufrichtige Verwirrung sehen.
»Warum ist dir das so wichtig?«
»Weil ich nicht hier bin, wenn du mich brauchst! Ich kann nicht von deinem Tag hören, ich kann dich nicht berühren, ich kann nicht ...« Er hatte unterschätzt, wie frustrierend das sein würde. Nicht der körperliche Teil; der war genau so schrecklich, wie er es erwartet hatte. Sondern der emotionale Teil, der Herz-Teil. Nachdem er jahrelang so zutiefst mit ihr zusammen sein wollte, hatte er gedacht, dass zweimal im Monat mit ihr Zeit zu verbringen ein Schritt vorwärts war, aber es war wie Salzwasser zu trinken; je mehr er trank desto durstiger wurde er.
»Ich will einfach etwas Besonderes für dich tun. Ich will, dass du dich geschätzt fühlst, wenn ich hier bin. Denn an den meisten Tagen lasse ich dich im Stich, ich weiß.«
Ihr Mund klappte auf. »Edward, das hast du gerade nicht gesagt. Du nimmst das jetzt sofort zurück.«
Er schüttelte seinen Kopf, hatte Angst ihrem Blick zu begegnen.
Sie stand auf. »Jetzt hörst du mir zu, mein zukünftiger Ehemann, weil ich das nur einmal sagen werde, und dann werden wir lächerlich teures Essen essen gehen: Du lässt mich nicht im Stich. Du hast den härtesten Job auf dem Kontinent; niemand weiß das besser als ich. Ich weiß, dass du dein Bestes gibst –«
»Es ist nicht ausreichend. Nicht für dich.«
Ihre Stimme wurde leise, Code tödlich. »Unterbrich mich nicht.« Ihr Starren ebnete ihn ein und er hoffte bei Woz, dass sie es in der nahen Zukunft in einem anderen Zusammenhang einsetzen würde.
»Macht keinen Fehler, Eure Majestät; ich bin keine welkende Blume, kein einsamer Welpe, der an der Tür liegt und darauf wartet, dass du durchgehst. Ich habe ein Leben und ich lebe es. Das bedeutet nicht, dass ich dich nicht vermisse ...« Ihre Stimme brach und er konnte sehen, wie die Emotion sie störte, dass sie wollte, dass ihre Worte Gewicht hatten und sie ihn nicht mit Tränen manipulierte. »Ich vermisse dich. Aber ich bin in Ordnung. Ich liebe es von dir zu hören, aber ich verstehe es, wenn du zu beschäftigt bist. Wie du dich vielleicht erinnerst, habe ich dich auch nicht jeden Tag angerufen.« Sie verschränkte ihre Arme.
»Bist du fertig?« Er arbeitete daran sein Gesicht ernst zu halten. »Weil ich nicht herausfinden will, was passiert, wenn ich dich wieder unterbreche ...«
»Du würdest es bereuen.«
»Das glaube ich dir.« Er hielt inne. »Aber ich will trotzdem für dich da sein.«
»Das bist du, Süßer. Das wirst du sein.« Sie streckte eine Hand aus. »Lass uns gehen.«
––––––––
DAS ABENDESSEN WAR unglaublich. Lauren hatte das Restaurant gut ausgewählt – ein intimer Ort, ein historisches weinberanktes Steingebäude. Da die Sonne untergegangen war, aßen sie draußen auf der Veranda, die durch Kerzen auf den unbenutzten Tischen erleuchtet wurde. Sie nahm eine Art Reisgericht, nachdem bestätigt wurde, dass kein Gluten darin war, und er nahm ein Steak, welches sie perfekt medium-rare zubereiteten. Parker dachte, dass der Chefkoch ein wenig enttäuscht schien, dass er nicht mit etwas Komplexeren angeben konnte, und diese Vermutung wurde bestätigt, als ihr Kellner ihnen einige Gerichte brachte, die sie nicht bestellt hatten: Enten Foie gras mit Pfirsichen, Crème fraîche, Hafer und Pekannüssen; gekühlte Garten-Zucchinisuppe, die so frisch schmeckte wie der Frühling; irgendeine Art Salat, den er gerne Abbie in Beschlag nehmen ließ, da er mit Ziegenkäse war.
Sie redeten über nichts. Sie erzählte ihm Geschichten von der Arbeit, zwischenmenschlichen Konflikten, und er versuchte sich die Namen der Hauptpersonen ins Gedächtnis zu prägen. Er erzählte ihr von seiner neuen Belegschaft, Gesetzgebungen, an welchen sie arbeiteten, seine Videospieleroberungen und den Eskapaden, die seine besten Freunde James, Saint und Simonson zurückmeldeten, während sie nach seinem Bruder Lincoln suchten, um ihn wegen Hochverrats festzunehmen (zuletzt ein Wettessen mit scharfer Soße, das katastrophale Konsequenzen hatte). Wenn von ihr entfernt zu sein wie den Atem anhalten war, dann war dies hyperventilieren, auf die bestmögliche Art. Er hasste es, dass er ihr sagen musste, was er beschlossen hatte. Als sie ihr Mangosorbet aufgegessen hatte, lehnte er sich nach vorne.
»Ich muss dir zwei Dinge sagen, die ich dir nicht sagen will.«
Sie legte ihren Löffel ab und betupfte ihren Mund mit ihrer Serviette. »Schieß los.«
»Willst du zuerst die guten oder die schlechten Neuigkeiten?«
»Immer zuerst die schlechten Neuigkeiten.«
»Ich weise dir einen Sicherheitstrupp zu.«
Sie zögerte keine Sekunde. »Hier sind fünf Gründe, warum das eine schreckliche Idee ist.«
Er massierte seine Schläfen. »Abs ...«
Sie begann an ihren Fingern abzuzählen. »Eins: Ich verliere jegliche Anonymität, die ich jetzt gerade habe. Zwei: Sie werden mich bei der Arbeit behindern. Drei: In meinem Apartment gibt es keinen Platz, wo sie bleiben können. Vier: Ich will einfach wirklich nicht –«
»Wir haben mehr Todesdrohungen bekommen.«
Er hörte, dass sie vorübergehend aufhörte zu atmen, und sein Magen sank.
»Wie viele mehr?«, fragte sie, ihre Stimme gleichmäßig.
»Sechs.«
»Das macht zusammen ...«
»Zwölf.«
»Zwölf einzigartige Drohungen? Oder könnten einige von denselben Leuten sein?«
»Du greifst nach Strohhalmen, Liebling ...«
Sie griff über den Tisch und nahm seine Hand und er hätte schwören können, dass sie versuchte mit ihren Wimpern zu klimpern.
»Woz bewahre mich. Abelia, du bekommst einen Trupp. Du musst es nicht mögen. Versuche ihnen auszuweichen, wenn du willst, aber sie sind beide gründlich vor dir gewarnt worden, den Vorfall mit den Nachthengsten miteingeschlossen.«
»Das war ein Sonderfall.«
»Schön wär‘s.«
Sie zog ihre Hand weg, ihre Stirn runzelte sich, Augen flammend. Er stufte diesen als an der Spitze ihrer bezauberndsten Gesichtsausdrücke ein: Sehr genervt, aber versuche es nicht an Parker auszulassen, welcher wahrscheinlich Recht hat, obwohl ich es nicht zugeben will.
Sie verschränkte ihre Arme. »Was sind die guten Neuigkeiten?«
»Meine Mutter und Schwestern wollen helfen unsere Hochzeit zu planen.«
Sie rollte so heftig mit ihren Augen, dass er befürchtete, dass sie sich einen Muskel zerrte. Ihr Kopf trieb nach unten, um auf dem Tisch zu ruhen, und ihre Stimme war gedämpft.
»Ich habe gesagt du sollst mit den schlechten Neuigkeiten anfangen, Süßer.«
»Schau, sie wissen, dass du nicht viel Familie und wenige Freunde hast ... sie versuchen nett zu sein.«
»Sie sind orangie Frauen. Sie werden es nicht verstehen.«
Er nippte an seinem Wein. »Was werden sie denn nicht verstehen?«
Sie richtete sich auf. »In Brevspor plant der Bräutigam die Hochzeit als Anerkennung gegenüber seiner Braut; er plant alles. Er wählt ihr Kleid aus. Er gestaltet die Dekoration. Er wählt das Menü aus all ihren liebsten Speisen aus. Und traditionsgemäß bewerten ihre Freunde und Familie ihn dann, wie gut er sie kennt und, im weiteren Sinn, wie gut die Ehe laufen wird. Offensichtlich hast du nicht die Zeit oder Kapazität das zu tun. In Orangiers und den meisten anderen patriarchalischen Gesellschaften träumen junge Mädchen davon diesen Tag zu planen und zu vollziehen. Über den Schokobrunnen hinaus könnte es mir nicht egaler sein welche Art Blumen ich halte, was ich trage, was wir essen oder wer kommt. Also klingt die Vorstellung dieses Ereignis mit meinen zukünftigen Schwiegereltern, die in das Ereignis emotional weitaus mehr investiert haben, schrecklich. Schrecklich.« Sie lehnte sich vor. »Schrecklich.«
»Sie werden Freitagabend hier sein, um eine vorläufige Planungssitzung abzuhalten und eine Farbpalette auszuwählen. Ich schlage vor, dass du ein paar Magazine erstehst.«
Sie machte ein finsteres Gesicht. »Da wir gerade von Unannehmlichkeiten sprechen ...« Abbie griff in ihre Handtasche, als der Kellner ihre blaue Porzellandessertschüssel nahm. Sie zog einen langen weißen Umschlag hervor und legte ihn auf den Tisch zwischen sie. Parker ahnte was darin war, aber beschloss sich dumm zu stellen.
»Was ist das?«
Abbie lächelte selbstzufrieden. »Meine erste Schuldenrückzahlung.«
Er entfernte seine Serviette von seinem Schoß. »Seltsam, ich erinnere mich an keinerlei Umstände, unter denen du mir irgendetwas schuldest.«
»Du hast meinen Studienkredit abbezahlt.«
»Als dein zukünftiger Ehegatte«, er nickte, »ja, habe ich.«
»Aber ich will diesen Gefallen nicht.«
»Ich verstehe das, aber –«
»Also werde ich jetzt, wie sie sagen, den Gefallen zurückgeben.«
Parker legte seinen Kopf schräg. »Ich glaube nicht, dass dies die korrekte Benutzung dieses Ausdrucks ist ...«
»Das weiß ich.«
Er lehnte sich nach vorne. »Du hast gesagt deine erste Schuldenrückzahlung ... Werden da noch mehr kommen?«
Sie verlagerte sich auf ihrem Stuhl und ihre Augen verrieten ihre Unsicherheit. »Solange ich einen Arbeitsplatz habe.«
»Hast du vor in Orangiers eine Arbeitsstelle zu suchen? Falls ja, wirst du eine Arbeitserlaubnis brauchen ...«
Sie kniff ihre Augen zusammen. »Drohst du mir meine Arbeitserlaubnis zu verweigern?«
Er kniff seine Augen genauso gegenüber ihr zusammen. »Hängt davon ab. Wirst du diesen Umschlag nehmen und es zurück auf dein Bankkonto tun, wo es hingehört?«
»Nein, weil es auf deins gehört«, knurrte sie.
Er verschränkte seine Arme, lehnte sich vom Tisch zurück. »Na ja, das akzeptiere ich nicht.«
»Na ja, dann schätze ich, dass unser Kellner ein verdammt gutes Trinkgeld bekommen wird.« Abbie erhob sich, lächelte gehässig und nahm ihren Mantel und ihre Handtasche vom wartenden Bediensteten auf. »Kommst du?«
Oh-oh. Sie wird ihn wirklich nicht nehmen. Sie wird diesen Haufen Geld dort liegen lassen ... Allerdings, wie viel konnte es sein? Ein paar hundert Dollar? Dennoch, es ist nicht so, dass es aus der königlichen Schatzkammer ist; das ist ihr Geld. Sie hat hart dafür gearbeitet und jetzt wirft sie es einfach weg ... Na ja, das ist ihr Vorrecht, nehme ich an. Ich muss nicht all ihre Fehler verhindern ... Das scheint, als ob es ein Vollzeitjob sein könnte.
»Abelia, du bist eine stolze, irrwitzige Frau und ich liebe dich.« Der junge König stand auf, streckte sich und nahm seinen eigenen Mantel vom Bediensteten. Er schlenderte zu ihr hinüber, bot ihr mit einem Lächeln seinen Arm an und beobachtete die schwache Panik, die sich über ihre Gesichtszüge legte. Sie hielt ihren Kopf hoch oben bis sie die Vordertür erreichten, wo sie zu ihm wirbelte.
»Parker! Wie kannst du das auf dem Tisch liegen lassen? Ich kann nicht glauben, dass du –«
Jemand hinter ihnen räusperte sich und sie drehten sich, um ihren Mantelbediensteten zu sehen.
»Es tut mir leid Sie zu unterbrechen, Ma’am, aber ich glaube Sie haben das auf dem Tisch gelassen ...«
Abbie schluckte schwer und biss ein unaufrichtiges Danke zu dem Bediensteten heraus, als sie den Umschlag annahm und ihn in ihre Handtasche stopfte. Als sie die Stufen zur Kutsche hochstiegen, stach sie einen Finger in Parkers Brust.
»Das ist nicht vorbei.«
Nein, dachte Parker, das ist ganz gewiss nicht vorbei ... aber Runde eins geht an mich. Sein Gefühl von selbstzufriedenem Erfolg war jedoch kurzlebig, als er entdeckte, dass sie null Interesse daran hatte auf dem Weg nach Hause zu knutschen und ihn nicht in ihr Apartment einlud, als er mit ihr hinaufging, ihn damit zwang sich vor seiner Security zu verabschieden.
»Liegt für uns immer noch Frühstück an?«
Sie funkelte ihn an. »Ja.«
»Sollen wir uns hier treffen?«
Sie funkelte ihn weiterhin an. »Ja.«
»Wie viel Uhr?«
Sie funkelte ihn einfach weiter an. »Sieben ist in Ordnung.«
»Okay, na ja, schlaf gut, Liebling.« Er lehnte sich vor und sie machte einen raschen Schritt zurück.
»Gute Nacht, Edward.« Sie streckte ihre rechte Hand aus und wartete.
Ein Handschlag? Wirklich? Er wollte nicht lachen und so scheinen, als ob er wegen ihrem offensichtlichen Missfallen schadenfroh war oder sich daran erfreute, aber er konnte sich nicht daran hindern ein kleines Glucksen herausschlüpfen zu lassen. Er schenkte ihr das wärmste Lächeln, das er zustande bringen konnte, hielt ihren Blick und schüttelte fest ihre Hand. Er drehte sich um und flüchtete die Treppe herunter, bevor sie sehen konnte, wie verletzt er tatsächlich war.
KAPITEL VIER
140 Tage bis zur Hochzeit
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UM 6.20 UHR AM NÄCHSTEN Morgen stand Abbie beim Pain Céleste, ihrer liebsten Bäckerei, Schlange. Sie hatte ihren Wecker auf 6.45 Uhr gestellt, hatte vorgehabt Kaffee durchlaufen zu lassen, Kleidung anzuwerfen und bis um sieben fertig zu sein. Die Schuld hatte jedoch andere Pläne und hatte sie um halb sechs geweckt, um ihre Entscheidungen am vorigen Abend durchzusprechen. Es war kindisch gewesen ihn zum Abschied nicht zu küssen; sie hatte das Ende ihres Dates ruiniert. Natürlich würden sie manchmal nicht einer Meinung sein ... aber es war falsch von ihr ihn dafür zu bestrafen, dass er die Dinge anders sah. Im Nachhinein dachte sie, dass sie das Thema hätte rational durchsprechen sollen und nicht versuchen ihn unter Druck zu setzen. Natürlich hatte er auch Unrecht, aber das war ein anderes Thema, vielleicht.
Abbie bestellte einen glutenfreien Apfel-Haferflocken-Muffin für sich und einen Ahornsirup-Bourbon-Vanille-Riegel, einen Blaubeeren-Plunder und einen Roter-Samtkuchen-Donut für Parker, in der Annahme, dass er immer mit seiner Security teilen konnte, wenn er nicht alle davon mochte. Es gab noch immer eine Menge seiner Vorlieben und Abneigungen, die sie nicht kannte ... und eine Menge Dinge, die er nicht über sie wusste.
Abbie nahm die Box, schaute auf ihrem Handy nach der Uhrzeit und bemerkte ein bekanntes Gesicht über ihre Schulter an einem Ecktisch. Es war erst sechs Uhr dreißig; was machte Dean hier? Bedeutete das, dass Parker hier war? Sie drehte sich um und grüßte ihn mit einem subtilen Nicken. Er erwiderte es und als sie in Richtung der Tür lief, folgte er einen Moment später mit seinem Kaffee in der Hand. Er folgte ihr zwei Blocks die Cedar Street herunter und als sie sich auf die Plumeria wandte, hielt sie an, um ihn aufschließen zu lassen, und bemerkte die Überraschung auf seinem Gesicht.