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Превращение / Die Verwandlung. Уровень 3
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Превращение / Die Verwandlung. Уровень 3

«Ah!«rief er gleich beim Eintritt.

Gregor zog den Kopf von der Tür zurück und hob ihn gegen den Vater. So hatte er sich den Vater wirklich nicht vorgestellt, wie er jetzt dastand. Trotzdem, trotzdem, war das noch der Vater? Der gleiche Mann, der müde im Bett lag, wenn früher Gregor zu einer Geschäftsreise ausgerückt war? Der ihn an Abenden der Heimkehr im Schlafrock im Lehnstuhl empfangen hatte? Er hatte nur die Arme zum Zeichen der Freude gehoben. An ein paar Sonntagen im Jahr und an den höchsten Feiertagen ging er zwischen Gregor und der Mutter, in seinen alten Mantel. Fast immer stand er still und versammelte um sich seine Begleitung.

XIII

Nun aber war er recht gut aufgerichtet[65 - er war recht gut aufgerichtet – он держался прямо]. Über dem hohen steifen Kragen des Rockes entwickelte sich sein starkes Doppelkinn. Unter den buschigen Augenbrauen drang der Blick der schwarzen Augen frisch und aufmerksam hervor. Das weiße Haar war zu einer peinlich genauen, leuchtenden Scheitelfrisur niedergekämmt. Er warf seine Mütze über das ganze Zimmer auf das Kanapee hin und ging mit verbissenem Gesicht auf Gregor zu.

Er wusste selbst nicht, was zu tun. Immerhin hob er die Füße ungewöhnlich hoch. Gregor staunte über die Riesengröße seiner Stiefelsohlen. Gregor wusste ja noch vom ersten Tage seines neuen Lebens her, dass der Vater ihm gegenüber nur die größte Strenge für angebracht ansah. Und so lief er vor dem Vater her, stockte, wenn der Vater stehen blieb, und eilte schon wieder vorwärts, wenn sich der Vater nur rührte. So machten sie mehrmals die Runde um das Zimmer. Das war keine Verfolgung. Jetzt blieb Gregor auf dem Fußboden. Eine Flucht auf die Wände oder den Plafond ist besondere Bosheit.

Allerdings musste sich Gregor sagen, dass er sogar dieses Laufen nicht lange aushalten kann. Während der Vater einen Schritt machte, musste er eine Unzahl von Bewegungen ausführen. In seiner Stumpfheit dachte er an eine Rettung. Als er nun so dahintorkelte, um alle Kräfte für den Lauf zu sammeln – da flog knapp neben ihm irgendetwas nieder und rollte vor ihm her. Es war ein Apfel. Gleich flog ihm ein zweiter nach. Gregor blieb vor Schrecken stehen. Ein Weiterlaufen war nutzlos, denn der Vater hatte sich entschlossen, ihn zu bombardieren.

Aus der Obstschale auf der Kredenz hatte er sich die Taschen gefüllt und warf nun Apfel für Apfel[66 - warf nun Apfel für Apfel – швырял яблоко за яблоком]. Diese kleinen roten Äpfel rollten auf dem Boden herum und stießen aneinander. Ein Apfel streifte Gregors Rücken, glitt aber unschädlich ab. Und ein Apfel drang förmlich in Gregors Rücken ein. Gregor wollte sich weiterschleppen. Doch fühlte er sich wie festgenagelt. Er streckte sich in vollständiger Verwirrung aller Sinne.

Nur mit dem letzten Blick sah er noch, wie die Tür seines Zimmers aufgerissen wurde. Vor der schreienden Schwester hervoreilte die Mutter. Sie war im Hemd, denn die Schwester hatte sie entkleidet. Dann lief die Mutter auf den Vater zu. Sie drang auf den Vater ein. Die Mutter bat um Schonung von Gregors Leben. Nun versagte aber Gregors Sehkraft schon.

Gregor hatte die schwere Verwundung. Der Apfel blieb im Fleische sitzen, da ihn niemand zu entfernen wagte. Aber Gregor war ein Familienmitglied, das man nicht wie einen Feind behandeln durfte. Man muss alles dulden.

Und nun hatte Gregor durch seine Wunde an Beweglichkeit wahrscheinlich für immer verloren. Zur Durchquerung seines Zimmers brauchte er lange Minuten wie ein alter Invalide. An das Kriechen in der Höhe war nicht zu denken[67 - war nicht zu denken – нечего было и думать]. Aber bekam er für diese Verschlimmerung seines Zustandes einen vollständig genügenden Ersatz dadurch. Immer gegen Abend öffneten sie die Wohnzimmertür. So lag er im Dunkel seines Zimmers liegend und kann er die ganze Familie beim beleuchteten Tische sehen und ihre Reden anhören.

Freilich waren es nicht mehr die lebhaften Unterhaltungen der früheren Zeiten, an die Gregor in den kleinen Hotelzimmern stets mit einigem Verlangen gedacht hatte. Es ging jetzt meist nur sehr still zu. Der Vater schlief bald nach dem Nachtessen in seinem Sessel ein. Die Mutter und Schwester ermahnten einander zur Stille. Die Mutter nähte feine Wäsche für ein Modengeschäft. Die Schwester hatte eine Stellung als Verkäuferin angenommen. Am Abend lernte sie Stenographie und Französisch, um vielleicht später einmal einen besseren Posten zu erreichen. Manchmal wachte der Vater auf. Dann sagte er zur Mutter:

«Wie lange du heute schon wieder nähst!«

Dann schlief er sofort wieder ein, während Mutter und Schwester einander müde zulächelten.

Der Vater weigerte sich, auch zu Hause, seine Dieneruniform abzulegen. Während der Schlafrock nutzlos am Kleiderhaken hing, schlummerte der Vater auf seinem Platz. Er war immer zu seinem Dienst bereit. Wartete er hier auf die Stimme des Vorgesetzten? Infolgedessen verlor die Uniform an Reinlichkeit – trotz aller Sorgfalt von Mutter und Schwester. Gregor sah oft ganze Abende lang auf dieses leuchtende Kleid, in dem der alte Mann unbequem und doch ruhig schlief.

XIV

Sobald die Uhr zehn schlug, suchte die Mutter durch leise Zusprache den Vater zu wecken und dann zu überreden, ins Bett zu gehen. Hier war es doch kein richtiger Schlaf. Aber in dem Eigensinn bestand der Vater immer darauf noch länger bei Tisch zu bleiben, trotzdem er regelmäßig einschlief. Er war dann überdies nur mit der größten Mühe zu bewegen, den Sessel mit dem Bett zu vertauschen. Da mochten Mutter und Schwester mit kleinen Ermahnungen noch auf ihn eindringen. Viertelstundenlang schüttelte er langsam den Kopf hielt. Er hatte die Augen geschlossen. Er stand nicht auf. Die Mutter zupfte ihn am Ärmel, sagte ihm Schmeichelworte ins Ohr. Die Schwester verließ ihre Aufgabe, um der Mutter zu helfen. Aber beim Vater verfing das nicht. Er versank nur noch tiefer in seinen Sessel.

Erst bis ihn die Frauen unter den Achseln fassten, schlug er die Augen auf. Er sah abwechselnd die Mutter und die Schwester an und sagte:

«Das ist ein Leben. Das ist die Ruhe meiner alten Tage.«

Und hat er auf die beiden Frauen gestützt. Er erhob sich, umständlich, ließ sich von den Frauen bis zur Türe führen, winkte ihnen dort ab und ging nun selbständig weiter. Die Mutter hat ihr Nähzeug hinwarfen. Und die Schwester hat ihre Feder eiligst hinwarfen, um hinter dem Vater zu laufen und ihm weiter behilflich zu sein.

Wer hatte in dieser Familie Zeit, sich um Gregor mehr zu kümmern, als unbedingt nötig war? Der Haushalt wurde immer mehr eingeschränkt. Das Dienstmädchen wurde nun doch entlassen. Eine riesige knochige Bedienerin mit weißem Haar kam des Morgens und des Abends, um die schwerste Arbeit zu leisten. Alles andere besorgte die Mutter neben ihrer vielen Näharbeit. Es geschah sogar, dass verschiedene Familienschmuckstücke, welche früher die Mutter und die Schwester überglücklich bei Unterhaltungen und Feierlichkeiten getragen hatten, verkauft wurden. Gregor erfuhr das am Abend aus der allgemeinen Besprechung der erzielten Preise. Die größte Klage war aber stets, dass man diese große Wohnung nicht verlassen konnte. Es war nicht auszudenken, wie man Gregor übersiedeln soll. Aber Gregor sah wohl ein, dass es nicht nur die Rücksicht auf ihn war, welche eine Übersiedlung verhinderte. Man kann ihn doch in einer Kiste leicht transportieren. Das war die völlige Hoffnungslosigkeit.

Was die Welt von armen Leuten verlangt, erfüllten sie bis zum äußersten. Der Vater holte den kleinen Bankbeamten das Frühstück. Die Mutter opferte sich für die Wäsche fremder Leute. Die Schwester lief nach dem Befehl der Kunden hinter dem Pult hin und her. Aber weiter reichten die Kräfte der Familie schon nicht. Und die Wunde im Rücken fing Gregor wie neu zu schmerzen an, wenn Mutter und Schwester nahe zusammenrückten, schon Wange an Wange saßen. Wenn jetzt die Mutter, auf Gregors Zimmer zeigend, sagte:

«Mach' dort die Tür zu, Grete«.

Wenn nun Gregor wieder im Dunkel war, während nebenan die Frauen ihre Tränen vermischten[68 - die Frauen vermischten ihre Tränen – женщины проливали слезы] oder gar tränenlos den Tisch anstarrten.

Die Nächte und Tage verbrachte Gregor fast ganz ohne Schlaf. Manchmal dachte er daran, beim nächsten Öffnen der Tür die Angelegenheiten der Familie ganz so wie früher wieder in die Hand zu nehmen. In seinen Gedanken erschienen wieder nach langer Zeit der Chef und der Prokurist, die Kommis und die Lehrjungen, der Hausknecht, zwei, drei Freunde aus anderen Geschäften, ein Stubenmädchen aus einem Hotel in der Provinz, eine liebe, flüchtige Erinnerung, eine Kassiererin aus einem Hutgeschäft, um die er sich ernsthaft beworben hatte. Sie alle erschienen untermischt mit Fremden oder schon Vergessenen. Aber statt ihm und seiner Familie zu helfen, waren sie sämtlich unzugänglich. Er war froh, wenn sie verschwanden.

Dann aber war er wieder gar nicht in der Laune, sich um seine Familie zu sorgen. Wut über die schlechte Wartung erfüllte ihn. Er konnte sich nichts vorstellen, worauf er Appetit gehabt hatte. Aber machte er doch Pläne, wie er in die Speisekammer gelangen kann, um dort zu nehmen, was ihm immerhin gebührte.

Ohne jetzt mehr nachzudenken, womit man Gregor einen besonderen Gefallen machen kann, schob die Schwester eiligst, ehe sie morgens und mittags ins Geschäft lief, mit dem Fuß irgendeine beliebige Speise in Gregors Zimmer hinein. Das Aufräumen des Zimmers, das sie nun immer abends besorgte, war sehr schnell. Schmutzstreifen zogen sich die Wände entlang, überall lagen Knäuel von Staub und Unrat. In der ersten Zeit stellte sich Gregor bei der Ankunft der Schwester in derartige besonders bezeichnende Winkel, um ihr durch diese Stellung gewissermaßen einen Vorwurf zu machen. Aber er kann wohl wochenlang dort bleiben. Die Schwester sah ja den Schmutz genau so wie er, aber sie hatte sich eben entschlossen, ihn zu lassen.

Dabei wachte sie mit einer Empfindlichkeit, dass das Aufräumen von Gregors Zimmer ihr vorbehalten blieb. Einmal hatte die Mutter Gregors Zimmer einer großen Reinigung unterzogen, die ihr nur nach Verbrauch einiger Kübel Wasser gelungen war. Die viele Feuchtigkeit kränkte allerdings Gregor. Er lag breit, verbittert und unbeweglich auf dem Kanapee. Aber die Strafe blieb für die Mutter nicht aus[69 - Aber die Strafe blieb für die Mutter nicht aus. – Но наказание для матери не заставило себя ждать.].

Kaum hatte am Abend die Schwester die Veränderung in Gregors Zimmer bemerkt, als sie ins Wohnzimmer lief. Trotz der beschwörend erhobenen Hände der Mutter, brach sie in einen Weinkrampf aus. Die Eltern waren aufgeschreckt. Zuerst sahen sie erstaunt und hilflos zu. Dann fingen sie sich zu rühren an. Der Vater machte der Mutter Vorwürfe, dass sie Gregors Zimmer nicht der Schwester zur Reinigung überließ. Er links schrie auch die Schwester an:

«Du darfst niemals mehr Gregors Zimmer reinigen!«

Die Mutter suchte den Vater ins Schlafzimmer zu schleppen. Die Schwester bearbeitete den Tisch mit ihren kleinen Fäusten. Gregor zischte laut vor Wut darüber, dass es keinem einfiel, die Tür zu schließen und ihm diesen Anblick und Lärm zu ersparen.

XV

Aber selbst wenn die Schwester, erschöpft von ihrer Berufsarbeit, dessen überdrüssig war, für Gregor, wie früher, zu sorgen, so könnte noch keineswegs die Mutter für sie eintreten. Und Gregor war doch nicht vernachlässigt. Denn nun war die Bedienerin da. Diese alte Witwe hatte keinen eigentlichen Abscheu vor Gregor. Einmal hatte sie zufällig die Tür von Gregors Zimmer aufgemacht und sah ihn. Im Anblick Gregors, der hin und herzulaufen begann, stand sie still. Seitdem versäumte sie nicht, morgens und abends die Tür ein wenig zu öffnen und zu Gregor hineinzuschauen.

Anfangs rief sie ihn auch zu sich herbei, mit Worten, die sie wahrscheinlich für freundlich hielt, wie:


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